Stiftung Naturschutz

„Wildnis für Schleswig-Holstein“

Interview mit Dr. Henning Thiessen am 18.01.2023 in Schellhorn

Vita

Mein Name ist Henning Thiessen, ich bin 1947 als fünftes von sieben Kindern in Preetz geboren und hier zur Schule gegangen. Nach dem Abitur habe ich in Kiel Biologie studiert und später auch Geologie und Geografie. Schließlich habe ich am Institut für Haustierkunde meine Doktorarbeit geschrieben. Relativ schnell nach meiner Promotion und nach einem halben Jahr Arbeit in einem Museum in Kiel wurde ich 1976 im Landesamt für Naturschutz und Landschaftspflege angestellt, zunächst auf einer ABM-Stelle und nach zwei Jahren auf einer festen Stelle. Dort bin ich bis zu meiner Pensionierung geblieben.

Wann hast du begonnen, dich für den Naturschutz zu engagieren? Was oder wer hat dich beeinflusst? Wann war das?

Wir hatten ein großes Grundstück mit einem großen Haus und Garten direkt am Kirchsee und der Schwentine. Ich bin also in einer reichhaltigen Natur aufgewachsen, in der ich eigentlich ständig unterwegs war, vor allem mit dem Ruderboot. In dieser herrlichen Umgebung habe ich schon früh vielfältige Erfahrungen mit der Natur gemacht. Ich habe geangelt und gekeschert und alles gesammelt, was man sammeln konnte. Das draußen in der Natur sein war für mich viel spannender als die Schule. Mein besonderes Interesse an den Vögeln begann als Zehnjähriger, als ich ein Ei in einem Spatzennest fand. Ich begann Vogelnester zu suchen und Vögel zu beobachten, vor allem auch an und auf den Seen, wodurch ich ohne Anleitung viel gelernt habe. Von meinem Taschengeld kaufte ich mir „Was fliegt denn da“. Natürlich wurden Nistkästen gebaut und in einer Voliere heimische Vögel gehalten. Wenige Menschen haben mich beeinflusst. Das Interesse an allem in der Natur, ob Pflanzen oder Tiere war in mir angelegt und wurde von meinen Eltern und Geschwistern unterstützt.

Ein Lehrer am Gymnasium war leidenschaftlicher Käfersammler. Ich habe in seiner Käfer-AG mitgemacht und mikroskopieren gelernt. Unter der Leitung eines Kieler Lehrers habe ich vogelkundliche Tagesausflüge mit dem Bus in verschiedene Gebiete Schleswig-Holsteins mitgemacht und als 16-Jähriger mit ihm und 27 Menschen unterschiedlichen Alters eine siebenwöchige Expedition nach Nordnorwegen mitgemacht. Das war ein großartiges und einmaliges Erlebnis, was mich nachhaltig beeindruckt hat.

Als 17-Jähriger habe ich zusammen mit einem älteren Nachbarn eine Vogelschutzgruppe in Preetz gegründet. Wir machten Exkursionen in die Umgebung, eine Ausstellung und kleine Vorträge usw.. Bis zu meinem Abitur war ich dabei. Die Gruppe existiert heute noch. Das waren quasi meine ersten Erfahrungen mit dem Naturschutz.

Ein Ziel mit dem Boot war ein Naturschutzgebiet am Lanker See, einem kleinen Moor mit Birkenwald auf der Kührener Halbinsel, für mich damals der „Dschungel“ und eines der tollsten Gebiete, wo mich besonders der Gagelstrauch beeindruckte – mein erster Kontakt mit wilder Natur. Regelmäßige Paddeltouren auf der Schwentine bis Plön und das Übernachten auf den Inseln usw. waren herrliche Naturerlebnisse.

Wo, wann und in welcher Funktion hast du dich eingesetzt? In welchen Gebieten, auf welchen Flächen, in welchen Einrichtungen, ehrenamtlich oder hauptamtlich? Was waren die Aufgaben deiner Wirkungsstätten? Was hast du dort konkret gemacht?

Zunächst nahm natürlich das Beobachten und Sammeln aller möglichen Dinge in der Natur einen großen Raum ein, daneben interessierte mich aber auch anderes, wie Sport, v.a. Wassersport und Leichtathletik, für Schule blieb weniger Zeit.

Irgendwann erzählte mir mein Zahnarzt von einer neu gegründeten Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft, schenkte mir das gerade erschienene erste Corax-Heft 1965 und er nahm mich mit seinem Auto mit zur Jahresversammlung nach Rendsburg. Ich bin natürlich Mitglied geworden.

Das kleine Gebiet am Lanker See war eines der ersten Naturschutzgebiete in Schleswig-Holstein neben dem Lebrader Teich hier im Kreis Plön. Sie und der Kührener Teich und die Wälder waren die wichtigsten Ziele für Naturbeobachtungen mit Boot, zu Fuß und mit Fahrrad. Wir hatten kein Auto und machten erste Fahrradtouren an die Ostseeküste zum Kleinen Binnensee. In den Ferien besuchte ich gerne meine Verwandtschaft an der Westküste mit Wanderungen im Watt zur Hallig Helmsand und in Eiderstedt und auf der Insel Amrum. Im Studium ging es auch in andere Gebiete. Die Westküste war ein wichtiges Gebiet. Als Student war ich für zwei Wochen auf der Vogelinsel Trischen im Dithmarscher Wattenmeer und mit einer Gruppe von anderen Studenten auf der Hallig Süderoog. Dort hatte ich meine ersten für mich traumatischen Erlebnisse mit dem sogenannten gelenkten Seevogelschutz, mit dem sich der Vogelschutz damals intensiv beschäftigt hatte. Vor allem wurden Silbermöwen, aber in anderen Gebieten auch Sturmmöwen massiv bekämpft mit dem Ziel, andere Arten zu fördern, vor allem Seeschwalben. Die Unterteilung der Vögel in nützliche und schädliche wie in den Anfängen des Vogelschutzes bestand teilweise noch, auch Greifvögel waren noch im Jagdrecht. In meinem ersten Buch über Vogelschutz aus den 1960er-Jahren wurde immerhin noch beschrieben, wie Sperber und Habicht und andere damals noch jagdbare Arten zu bejagen sind. Als ich nach Trischen kam, wurde hier intensive Geburtenkontrolle durch das Abtöten der Eier von Silbermöwen betrieben. Auch ich wurde aufgefordert, dennoch geschlüpfte junge Möwen zu töten. Als ich auf Süderoog ankam, stand dort ein großer Behälter voller toter Silbermöwen. Eine Gruppe von Vogelfreunden und Ornithologen hatte diese Vögel mit dem Gift Chloralose umgebracht. Ich muss gestehen, dass ich etwas verwirrt war und mit dieser Art des Naturschutzes haderte. Das war ein Anlass für mich später im Landesamt, mich mit den vorhandenen Daten über die Bestandsentwicklung von Möwen und Seeschwalben in verschiedenen Gebieten zu beschäftigen, vor allem mit dem Ergebnis der Bekämpfungsmaßnahmen und der Frage der gegenseitigen Beeinflussung. Aus den Daten war kein eindeutiger Zusammenhang erkennbar, eher sogar, dass Möwen einen positiven Einfluss auf die Bestände anderer Arten, vor allem Seeschwalben, haben können. Ich habe die Ergebnisse in einem Vortrag zum 75-jährigen Bestehen des Vereins Jordsand in Husum vorgestellt und veröffentlicht. Das Landwirtschaftsministerium hat daraufhin die Bekämpfung von Möwen verboten. Trotzdem wird heute die Rolle der Prädatoren in vielen Gebieten immer wieder diskutiert und es werden Maßnahmen durchgeführt. Dafür gibt es natürlich Gründe, aber ich meine, man muss immer wieder über die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit nachdenken und darüber, ob das Eingreifen eine Daueraufgabe sein soll. Wir haben hier eine hohe moralische Verantwortung und müssen immer auch Rechenschaft ablegen.

Im Landesamt waren wir am Anfang eine ganz kleine Gruppe von Mitarbeitern. Im Zoologischen Artenschutz wurde viel Zeit aufgewendet für den Seeadlerschutz. Im botanischen Bereich stand die Beschäftigung mit den nach dem neuen Landschaftspflegegesetz geschützten Lebensräumen im Vordergrund. Eine Schwerpunktaufgabe war zunächst die Begutachtung von vorgeschlagenen Naturschutzgebieten. Es gab kaum systematische Erfassungen oder Informationen über den Zustand der Natur, sodass die Bewertungen von Gebieten auf geringer Datenbasis und relativ subjektiv erfolgte. Über Vogelvorkommen gab es die meisten Informationen. Die Erarbeitung von Daten über die Natur unseres Landes erfolgte erst langsam durch die Einstellung weiterer Mitarbeiter und durch externe Kenner, durch Arbeitskreise und Zusammenarbeit mit Verbänden, vor allem den Betreuern von Naturschutzgebieten. So wurden erste Erfassungen z.B. über Amphibien, Fledermäuse, Fischotter, erste Flächenerfassungen von Mooren, über den Schutz und die Pflege von Knicks und Grundlagen über den Bestand und den Schutz weiterer Lebensräume durchgeführt. Die Zusammenarbeit mit den Universitäten in Kiel, aber auch Hamburg erfolgte vor allem über einen Wissenschaftlichen Beirat, der vor allem aus Hochschullehrern der Naturwissenschaften bestand.

Ich bekam Ende 1976 einen Auftrag aus dem Ministerium für eine „Gutachterliche Stellungnahme“ zu der Vordeichung des Osewohlter-Koog-Vorlandes in Nordfriesland. Ich wies hierin darauf hin, dass neben dieser vergleichsweise kleinen Vordeichung die viel größeren Planungen im Rahmendes Generalplans Küstenschutz, vor allem in der Nordstrander Bucht und nördlich des Hindenburgdammes viel erheblichere Eingriffe in das Nordfriesische Wattenmeer, was bereits Naturschutzgebiet war, bedeuteten. Die große Vordeichung in der Meldorfer Bucht war im Südteil schon abgeschlossen und im Nordteil gerade im Bau. Diese geplanten Eindeichungen waren im Naturschutz bislang nicht intensiver diskutiert, aber es bildete sich dann ein bis dahin in Schleswig-Holstein noch nicht vorgekommener Zusammenschluss mehrerer Naturschutzverbände zu einer „Aktionsgemeinschaft“, die bundesweit zum Protest gegen die Deichbauten aufrief und die Landesregierung und die Wasserwirtschaftsverwaltung etwas in Aufruhr versetzte. Das Landesamt bekam dann schließlich den Auftrag, zu den geplanten Eindeichungen ein Gutachten zu erstellen, was wir im Oktober 1977 als „Gutachten zum Naturschutz an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste unter besonderer Berücksichtigung geplanter Deichbauvorhaben“ vorlegten. Darin haben wir die geplanten Vorhaben in dieser Form abgelehnt und vorgeschlagen, das gesamte Wattenmeer, also auch das Dithmarscher Wattenmeer, unter Schutz zu stellen. Es folgten intensive Diskussionen, Besprechungen, Vorträge, eine große Anhörung der Verbände in Husum. Mit dem Ergebnis, dass nicht die große Vordeichung der Nordstrander Bucht, sondern eine kleinere Lösung beschlossen wurde und im Rodenäs-Vorland wurde der Deich buchtförmig zurückgenommen, womit ein Teil der Salzwiesen erhalten blieb. Immerhin haben wir auch erreicht, dass die Flächen hinter den neuen Deichen, womit ursprünglich Land (bestes Ackerland oder wenigstens Grünland) gewonnen werden sollte, Naturschutzgebiete blieben und wir mit der Gestaltung der entstehenden neuen Köge schon vor dem Deichschluss 1987 lange beschäftigt waren.

Zunächst habe ich mit der schlichten Tatsache, dass das Wattenmeer, was eingedeicht werden sollte, ja nicht genutzt wurde, begründet, dass eine Nutzung der Flächen im späteren Koog auch unterbleiben sollte. Auch ein Besuch vergleichbarer Flächen in Holland mit einer Gruppe von Mitarbeitern aus der Naturschutz- und Wasserwirtschaftsverwaltung war dabei hilfreich. Außerdem haben wir zur Minderung der Eingriffe gefordert, von Salzwasser geprägte Gebiete hinter dem Deich einzurichten – etwas völlig Neues in der Geschichte des Küstenschutzes. Heute ist in der Nordstrander Bucht ein großer Teil sekundäre Wildnis, die sich nun bereits seit 35 Jahren entwickelt und es gibt einen großen Salzwassersee, eine Lagune.

Ein weiteres Schwerpunktgebiet war die Meldorfer Bucht. Im Nordteil wurde der Deich schon 1978 geschlossen, der Südteil war bereits eingedeicht und wurde militärisches Übungsgelände. Im letzteren hatte ich viel Kontakt zu den militärischen Verwaltern des Gebietes und habe beraten bei der Gestaltung des Gebietes. Im Nordteil der Meldorfer Bucht war für die Vordeichung eigentlich kein Ausgleich vorgesehen, weil zum Zeitpunkt der Planfeststellung für diese Eindeichung noch kein Landesnaturschutzgesetz existierte, was einen Ausgleich forderte. Wir haben aber immerhin erreicht, dass hier zwei Naturschutzgebiete gesichert wurden. Das Wöhrdener Loch wird als Grünland gepflegt und beweidet. Das Kronenloch im Süden wird ebenfalls von einem Salzwassersee mit Einlass durch den Hafen umflossen und entwickelt sich seit nunmehr 45 Jahren ebenfalls ungestört und ist zu einer richtig großartigen Wildnis geworden, heute kaum zu durchdringen mit Röhrichten und dichten Gebüsch- und Primärwaldbereichen.

Es leben hier natürlich keine Wiesenvögel, aber unter anderem sind hier die größten Vorkommen von Blaukehlchen und Bartmeisen und Röhrichtvögeln in Schleswig-Holstein und Adler brüten schon seit einigen Jahren. Diese beiden großflächigen Gebiete in Nordfriesland und Dithmarschen sind natürlich eigenartige Sonderfälle auf ehemaligem Wattenmeerboden, aber die größten Bereiche in Schleswig-Holstein mit ungelenkter Entwicklung und nicht vorhersehbaren Ergebnissen.

Naturschützer sind eine sehr heterogene Gruppe. „Vielfalt, Eigenart und Schönheit“ erlaubt eine entsprechend unterschiedliche Auslegung.

Schleswig-Holstein ist eine Kulturlandschaft mit einer Vielzahl durch Nutzung entstandener, teilweise besonderer und artenreicher oder historisch bedeutsamer Lebensräume. Diese zu schützen, erfordert entsprechende Erhaltungsmaßnahmen, die z.T. nicht mehr auf ursprüngliche Weise möglich waren, und so nahm die Beschäftigung mit Fragen der Erhaltung und Pflege dieser Natur einen besonders großen Raum ein. Ich hatte den Eindruck, dass es um nichts anderes mehr ging, und schließlich wurde mir der Einsatz von technischen Geräten und Maschinen unheimlich. Ich habe daher auf der Betreuertagung 1986 einen Vortrag gehalten zur ungestörten Entwicklung der Natur als Zielsetzung im Naturschutz. Ich fand, dass die Natur uns nicht überall braucht, und es doch auch eine besondere Aufgabe des Naturschutzes sein sollte, die Natur vor uns zu schützen und den Blick noch mehr auf solche Gebiete in unserem Land zu richten, die weitgehend nutzungsfrei erhalten sind, noch etwas von ursprünglicher Natur zeigen und nicht gepflegt werden müssen oder sollten. In Nationalparks weltweit, auch im Wattenmeer, ist das auch allgemeines Ziel. In den neuen Kögen war das nicht ohne Diskussionen und ist z.T. auch heute nicht allgemein verstanden. Im Übrigen begeistert und fasziniert mich, wie viele andere auch, immer wieder das Kennenlernen „wilder“ Natur bei uns und in anderen Teilen der Welt. Die Attraktivität vom Bayrischen Wald bis nach Rügen zeigt das auch. Flächen sich selbst zu überlassen, erfordert ggf. auch Mut, aber im Allgemeinen werden Bereiche, die sich über längere Zeit der „Sukzession“ entwickelt haben, für schutzwürdig gehalten. Es gab darüber auch im Landesamt verschiedene Meinungen. Immerhin gibt es heute viele Flächen in Schleswig-Holstein, die sich ohne Pflege entwickeln dürfen, da muss man nichts tun.

Der Naturschutz beschäftigte sich in den Anfängen überwiegend als Resteverwerter und versuchte zu retten, was noch da war. Die wenigen Naturschutzgebiete waren klein. Dann kamen die ersten Überlegungen, dass die Restflächen nicht ausreichen, wir mehr Flächen brauchen. Zum Beispiel waren die Moorflächen, wenn sie nicht schon landwirtschaftlich genutzt waren, fragmentiert, ausgetrocknet und degeneriert. Um dieses gesamte System „funktionsfähig“ zu entwickeln, waren mehr Flächen erforderlich, die in die Obhut des Naturschutzes gehören sollten. Zum Ankauf wurde damals die Stiftung Naturschutz vom Landwirtschaftsministerium eingerichtet. Die ersten Ankäufe waren Flächen an der Elbe und in der Haseldorfer Marsch. Niemand hat damals gedacht, dass die Stiftung heute zweitgrößter Grundbesitzer in Schleswig-Holstein sein würde. Es ist eine große Erfolgsgeschichte des Naturschutzes, sich entwickelt zu haben von der Resteverwertung kleiner Flächen zur Schaffung von mehr und zusammenhängenden Naturflächen.

Eine Grundlage der positiven Landschaftsentwicklung war damals die erste systematische Erfassung der wertvolleren Naturflächen mit der Biotopkartierung mit mehreren neu eingestellten Mitarbeitern. Später wurde daraus mit der Erarbeitung des „Biotopverbundsystems“ eine landesweite Fachplanung erarbeitet, worin der Flächenbedarf aufgezeigt wurde für ein funktionsfähiges Netz von Biotopflächen.

Welche Programme, Richtlinien, Einrichtungen, Institutionen etc. haben deine Arbeit beeinflusst, und wie beurteilst du deren Wirkung?

Grundlage unseres Handelns war zunächst das erste moderne Gesetz für Naturschutz und Landschaftspflege, womit auch das Landesamt gegründet wurde. Es war das erste Mal, dass in einem Gesetz bestimmte Biotoptypen wie Moore, Sümpfe, Brüche und Knicks pauschal unter Schutz gestellt wurden. Wesentlich war u.a. auch, dass Eingriffe in die Natur ausgeglichen werden müssen. Damit bekam der Natur- und Umweltschutz einen erheblich größeren gesellschaftlichen Stellenwert und gestaltete maßgeblich unsere Arbeiten.

Dann kamen andere übergeordnete Gesetze und Richtlinien, wie die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU, die bestimmte Biotoptypen und Arten schützte und damit den Naturschutz voranbrachte und nicht zuletzt den Naturschutzbehörden erhebliche neue Aufgaben aber auch mehr Personal bescherte. Aber auch zahlreiche Arbeitsgruppen und Berufsfelder, Büros für Fachleute aus dem naturwissenschaftlichen Bereich wurden damit gegründet. Mit dem neuen Naturschutzgesetz wurden 15 Prozent geschützte Flächen als Ziel gefordert. Einige Verbände und die Stiftung Naturschutz und weitere private Stiftungen haben wesentliche Beiträge geleistet. Es war nicht mehr die Beschäftigung mit Restflächen, sondern es ging darum, Ansprüche an die Landschaft insgesamt zu formulieren und damit ein übergeordnetes Ziel zu verfolgen.

Das Wattenmeer wurde unter anderem Nationalpark, auch als Ergebnis der Diskussion um den Küstenschutz. Damit wurden unsere Aufgaben im Wattenmeer weitgehend vom neu gegründeten Nationalparkamt übernommen.

Wir haben uns u.a. dann in meiner Arbeitsgruppe mit der ökologischen Situation der Fließgewässer in Schleswig-Holstein beschäftigt. Anfang der 1980er-Jahre führten wir eine Kartierung einiger Seen, vor allem der Seeufer durch.

Eine Mitarbeiterin unserer Arbeitsgruppe erarbeitete einen Bewertungsrahmen für Fließgewässer, und zwar auf der Basis des in Fließgewässern lebenden, sehr spezialisierten Makrozoobenthos. Dieses ermöglicht eine sehr genaue Beurteilung der Naturnähe und Qualität sowie gestörter Stellen und zeigt den Handlungsbedarf bei der Regeneration und dem Schutz von Fließgewässern auf. Der Bewertungsrahmen wurde zu einem anerkannten Standardinstrument. Auch hiermit wurde ein neues berufliches Betätigungsfeld für viele Fachleute aus dem biologischen Bereich eröffnet. Die Zulassung der natürlichen Dynamik, ohne einzugreifen und die Wiederherstellung der Durchgängigkeit und der charakteristischen biologischen Besiedelung sind die wichtigsten weitgehend akzeptierten Ziele beim Schutz unserer Fließgewässer. Im terrestrischen Bereich wird, wie gesagt, das Zulassen einer natürlichen Dynamik mehr diskutiert.

Natürlich haben die Naturschutzverbände und zahlreiche Fachleute und Spezialisten etc. unsere Arbeit maßgeblich beeinflusst und durch Daten und Grundlagen, Kenntnisse etc. unsere Arbeiten zum Teil erst ermöglicht. Sie sind die wesentlichen Personen und Einrichtungen, die nicht nur Betreuungsaufgaben in den Schutzgebieten übernehmen, sondern sind Verbündete, auch wichtige Kritiker und stellen Verbindungen her und sind allgemein wesentliche und erheblich wichtiger gewordene Vermittler und Motoren des Naturschutzes in Politik und Gesellschaft, ohne die eine erfolgreiche Arbeit des Naturschutzes undenkbar war und ist.

Welche Ziele waren dir bei deiner Arbeit für den Naturschutz wichtig? Haben sich die Ziele im Laufe der Zeit verändert?

Mir war u.a. wichtig im Rahmen meiner Möglichkeiten, das Verständnis für Naturschutz auch durch das Gespräch und Diskussionen mit anderen Gruppen zu wecken und dadurch Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu finden. So habe ich mich viel mit dem Thema Naturschutz und Tourismus, Erholung und Naturerleben beschäftigt. Weniger liegt mir daran, durch Verbote uns die Natur vorzuenthalten, sondern nach Möglichkeiten zu suchen, auch geschützte Landschaften uns Menschen durch gute Öffentlichkeitsarbeit und eine gute Infrastruktur zugänglich und erlebbar zu machen, auch etwa z.B. mit der Verbindung zu Erdgeschichte, Archäologie und Geschichte. Hier ist heute schon sehr viel erreicht und umgesetzt worden.

Meine Ziele haben sich nicht grundsätzlich verändert, aber die Argumente erweitert und auch hinterfragt insbesondere auch immer durch den Austausch mit Kollegen. Die Ziele und Motive sind individuell verschieden und sind auch von bestimmten Vorlieben, Herkünften und Erfahrungen beeinflusst und sind nicht nur fachlich begründet. Eine objektive, allgemein gültige Argumentation für das Tun oder Unterlassen gibt es nicht. Ich habe mich immer mehr auch mit dem Thema Naturschutz durch Unterlassung befasst.

Die Nachhaltigkeit war ein Thema etwa in Verbindung mit dem Schutz und der Regeneration von Gewässersystemen. Die Beachtung funktionierender Wasserkreisläufe wird als Anpassung an den Klimawandel, gerade angesichts des offenkundig gestörten Wasserhaushaltes, immer wichtiger. Nicht die weitere Entwässerung wie gehabt, sondern die Zurückhaltung von Wasser durch Retentionsmaßnahmen von den Quellen bis zur Mündung wird immer wichtiger und notwendig.

Was würdest du als deinen größten Erfolg in Sachen Naturschutz bezeichnen? Und warum?

Ach, das ist ja doch nicht so ganz klar zu sagen, wir waren ja immer ein Team von Kollegen und ich hatte tolle Mitarbeiter, sodass Einzelerfolge nicht immer hervorzuheben sind. Ich habe in den ersten Jahren Einfluss nehmen können und gewisse Erfolge beim Schutz des Wattenmeeres, habe hier z.B. viele Vorträge gehalten, Diskussionen geführt und habe bei der Vorbereitung des Nationalparks wesentlich mitgewirkt. Es wurde erreicht, dass erhebliche Veränderungen bei den Vordeichungen vorgenommen wurden. Die Gestaltung der eingedeichten Gebiete habe ich entscheidend mitentwickelt, vor allem die Einrichtung von Salzwasserseen oder Lagunen und die inzwischen größten (weitgehend kostenfreien) Sukzessionsgebiete in Schleswig-Holstein, neben den anderen Flächen in diesen Kögen, die mit hohem Aufwand vermutlich permanent gemanagt werden müssen, aber auch Arbeitsgebiete für eine Reihe von verschiedenen engagierten Fachleuten geworden sind.

Vielleicht ist auch ein kleiner Erfolg, wie gerade gesagt, das Bemühen um eine Zusammenarbeit mit anderen Gruppen.

Ein Erfolg war sicher die Erarbeitung des Bewertungsrahmen für Fließgewässer durch eine Mitarbeiterin. Damit wurden biologische Untersuchungen, speziell an Fließgewässern zu einer Standardaufgabe und wurden Grundlage zu Regenerations- und Schutzmaßnahmen und wurden ein Instrument für alle, die sich mit Fließgewässern beschäftigt haben. Und es wurde ein landesweites Programm „Regeneration von Fließgewässern“ aufgelegt. Beispielhaft entwickelten wir ein Entwicklungskonzept für den Naturpark Aukrug, woraus ein Schwerpunktraum des Naturschutzes geworden ist.

 

Ich habe mich in Vorträgen, Veranstaltungen und schriftlich allgemein und immer wieder in konkreten Gebieten und Objekten mit dem Thema Wildnis beschäftigt und zum Ende meiner Tätigkeit eine Broschüre „Wildnis in Schleswig-Holstein“ verfasst, die sehr gut aufgenommen wurde.

Das Thema Wildnis ist inzwischen in jedem Bundesland präsent, bundesweit behandelt und das BMU hat zwei Prozent der Landesfläche der Bundesrepublik als Ziel genannt und ein Förderprogramm aufgelegt. Das Thema ist auch in Verbindung mit dem Klimaschutz aktuell.

Ich habe selbst viel fotografiert, auch weil mich die Vielfalt und Schönheit der Natur begeistert und ich dieses auch gerne vermitteln möchte.

Wann ist dir der Begriff Klimaschutz zum ersten Mal begegnet?

Klimaschutz als globale Aufgabe war am Anfang kaum ein Thema, und was und ob Maßnahmen des Naturschutzes zum globalen Klimaschutz beitragen können, gar nicht. Auch spielten Fragen der Anpassung an Klimaänderungen keine besondere Rolle. Treibhauseffekt war ein Begriff, CO2 weniger. Aber dass sich das Klima verändert, war nicht unbedingt ein wesentliches Argument für das Naturschutzhandeln. Klimaschutz bezog sich meistens auf den regionalen Schutz in Verbindung mit einer Herstellung von möglichst funktionierenden Wasserkreisläufen, also vor allem der Speicherung von Wasser und dem Rückhalt und der Regeneration von entwässerten Gebieten.

Funktionierende Wasserhaushalte wiederherzustellen, war eine wichtige Forderung und Ziel, aber nicht unbedingt als ein Beitrag zum globalen Klimaschutz. Allerdings war die Beschäftigung mit dem Thema der Kühlfunktion der Landschaft und dem Wasserhaushalt bei Fragen der Landschaftsentwicklung ein Thema. Hier wurde der Schutz von Wäldern vor allem in Quellbereichen der Gewässer, sowie die Schaffung und Wiederherstellung von natürlichen Wasserspeichern, u.a. von Nieder- und Hochmooren als wichtiges Ziel einer Entwicklung unserer Landschaft dargestellt. Diese Erkenntnisse werden heute angesichts der Dürreprobleme noch mehr berücksichtigt und sind ein wesentliches Argument für den Klimaschutz und die Anpassung an das sich ändernde Klima und damit für den Naturschutz.

Haben sich im Nachhinein Maßnahmen, die andere Ziele verfolgten, deiner Meinung nach als klimarelevant erwiesen?

Ja, vor allen Dingen das, was ich gerade zur Kühlfunktion sagte und was zur Speicherung und zum Rückhalt von Wasser, also im Moor- und im Gewässerschutz getan wurde. Zum Beispiel der Schutz des Einzugsgebietes der Fließgewässer und der Auenschutz. Auch die Ausweisung von nicht bewirtschafteten Wäldern geschah nicht primär als Beitrag zum Klimaschutz. Auch die Wiederherstellung der Durchgängigkeit von Gewässern und die nachhaltige Nutzung wirken sich auf das Klima aus, wenn Überschwemmungen zugelassen werden und Speicherräume geschaffen werden und aus einer Intensivnutzung herausgenommen oder zurückgebaut werden. Es geht damit sowohl um Klimaanpassung als auch um Klimaschutz. Die Maßnahmen und Vorschläge, die seinerzeit bei der Aufstellung eines Entwicklungsplans für den Naturpark Aukrug vorgeschlagen und z.T. umgesetzt wurden, waren schon mit Wissenschaftlern aus der Wasserwirtschaft, auch mit dem Argument Kühlfunktion, besprochen. Es wurden Fließgewässer wieder renaturiert und Naturwälder ausgewiesen. Dieses waren also auch Maßnahmen zum Klimaschutz.

Durch Ankauf sind in manchen Bereichen große Flächen entstanden. Im Moorschutz sind aus den sehr kleinflächigen entwässerten Torfinseln heute teilweise große Bereiche geworden, die vernässt sind und vermutlich heute weniger CO2 emittieren als vorher.

Lebende Moore und Wälder sind die entscheidenden Speicher für Kohlenstoff. Die Waldfläche in Schleswig-Holstein hat sich vermehrt, der Anteil von nicht mehr bewirtschafteten Wäldern ist größer geworden. In diesen Wäldern wird zumindest versucht, den Wasserhaushalt zu regenerieren, hiermit und durch die Bindung von Kohlenstoff wird ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Selbst wenn diese Projekte nicht das Ziel hatten, Klimaschutz zu betreiben – was würdest du sagen, waren die entscheidenden Faktoren für das Zusammenwirken von Naturschutz und Klimaschutz?

Naturschutz und Klimaschutz verfolgen ja eigentlich nicht verschiedene Ziele, nur Klimaschutz war lange, wie bereits gesagt, kein wesentliches und genanntes Argument. Umwelt- und Naturschutz haben im Laufe der Zeit eine erheblich größere Bedeutung bekommen, nicht zuletzt immer mehr in der Verbindung der offenkundigen dramatisch zunehmenden Klimaveränderungen. Das zeigt sich nicht zuletzt in der enormen Zunahme an Menschen in der Gesellschaft und in der Naturschutzverwaltung, den Verbänden und Wissenschaften usw., die sich damit beschäftigen.

Ganz allgemein ist die Zusammenarbeit der verschiedenen Ämter und Einrichtungen, die teilweise vorher wenig zusammen- oder auch gegeneinandergearbeitet haben, immer mehr gewachsen. Der Austausch z.B. mit der Wasserwirtschaft, Bodenkunde, Forst, Landwirtschaft, Geologie und schließlich der Zusammenschluss in einem großen Umweltministerium und in einer zentralen Fachbehörde, dem Landesumweltamt, sind sicher wesentliche und notwendige Maßnahmen gewesen, um die Informationen und Aufgaben zu koordinieren. Der Naturschutz hat sich dabei durch die erhebliche Zunahme von Mitteln für den Flächenerwerb, insbesondere durch die Stiftung Naturschutz, aber auch durch private Stiftungen sehr stark entwickelt und konnte viele Planungen zur Entwicklung und Vermehrung zusammenhängender Naturlandschaften umsetzen, was ganz sicher auch wesentliche Beiträge zum Klimaschutz waren und sind.

In welchen Bereichen hat das Einbeziehen der Klimaschutzaspekte gar nicht funktioniert? Woran lag das? – Am fehlenden Wissen/Bewusstsein, an Sachzwängen oder an handelnden Personen?

Der Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen ist besonders hoch. Im Vergleich dazu sind vermutlich die meisten Naturschutzflächen von Extensivgrünland bis Wald erheblich klimafreundlicher. Man müsste also vor allem Einfluss nehmen auf die Arten der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen. Darauf hat der Naturschutz wenig Einfluss. Es ist aber zu fragen, welche Nutzung und Pflege, welche Ziele auf Naturschutzflächen verfolgt werden und wie das unter Klimaschutzaspekten zu beurteilen ist. Moore sind eigentlich Offenlandschaften, die nicht bewaldet sind, so wie auch Heideflächen und einige andere durch Nutzung offengehaltene Landschaften, wie Trockenrasen, Dünen und Strandwälle etc., die wir erhalten wollen. Sie haben einen ganz anderen lokalen Wasserkreislauf und speichern weniger Kohlenstoff und emittieren vermutlich mehr Treibhausgase. Wälder oder verbuschte, biomassereichere Landschaften binden z.B. mehr Kohlenstoff. Man muss also genaugenommen abwägen zwischen Arten- und Biotopschutz und Klimaschutz.

Gibt es, wenn du auf einzelne Projekte zurückblickst, Dinge, die du heute in Bezug auf den Klimaaspekt anders machen würdest?

Wie gerade gesagt, müsste man evtl. darüber nachdenken und sollte untersuchen oder vorhandenes Wissen berücksichtigen, welche Biotoptypen, welche Formen der Landnutzung unter Klimaschutzgesichtspunkten besonders zu schützen und zu entwickeln sind. Dann kommt man möglicherweise zu anderen Formen der Zielsetzung und Entwicklung auf Naturschutzflächen. Wenn wir den Klimaschutz insgesamt betrachten, müssen wir uns viel mehr noch mit der Nutzlandschaft, mit den Agrarflächen bis hin zum Einsatz von Düngestoffen und Chemie beschäftigen. Auch darüber gibt es genügend Erkenntnisse

Wie sieht für dich erfolgreicher Naturschutz verbunden mit Klimaschutz in der Zukunft aus, und wo siehst du die Grenzen des Zusammenwirkens von Naturschutz und Klimaschutz?

Der Naturschutz kann sich nicht nur auf die Schutzgebiete oder auf die Restflächen fokussieren, sondern muss sich auf das Gesamtsystem beziehen, was ja schon mehrfach in verschiedenen Programmen auf verschiedenen Ebenen formuliert ist. Also zum Beispiel Einzugsgebiete von Gewässern, das Thema Gewässerschutz, die weitere Regeneration von Hoch- und Niedermooren und der Schutz von Wäldern etc.. Da hat sich vieles verbessert und entwickelt, aber wir haben nach wie vor hohe Schadstoffeinträge in unsere Gewässer. Wir müssen einerseits große zusammenhängende Naturräume entwickeln und schützen, aber auch in der Kulturlandschaft möglichst viele naturnahe Elemente und Strukturen erhalten und entwickeln. Das ist nichts Neues. So sind z.B. unsere Knicks nicht nur charakteristische und einzigartige Lebensräume und Verbundstrukturen in unserer Landschaft, sondern haben auch Einfluss auf das lokale Klima und werden künftig vermutlich noch wichtiger werden bei Unwetter-Ereignissen.

Grenzen des Zusammenwirkens zwischen Naturschutz und Klimaschutz fallen mir nicht ein.

Welche Ziele und Herangehensweisen hältst du in diesem Zusammenhang für realistisch?

Wie schon gesagt, sind vor allem der Schutz unserer Moore und Wälder wichtigste Ziele. Dann müssen wir uns auch um Küstenbereiche kümmern.

Der Klimawandel erfordert Maßnahmen sowohl zum Schutz als auch zur Anpassung an prognostizierte und schon spürbare Veränderungen. Was können wir vorsorglich tun: Arten verschwinden, neue Arten kommen dazu, Lebensräume werden sich verändern.

Der Nationalpark Wattenmeer ist eine der wichtigsten Naturlandschaften in Europa, aber angesichts der Prognose, dass das Wasser in den nächsten 50 Jahren einen Meter höher steigen wird, wird der Nationalpark sich erheblich verändern und auch das Land hinter den Deichen. Aber auch die Ostseeküste wird sich erheblich verändern mit Landabbrüchen und Überschwemmungen. Angesichts der zu erwarteten und der schon in unserem Land und anderen Regionen in Deutschland stattfindenden Dürre-Ereignisse wird wieder deutlich, wie wichtig das Wasser und der Wasserhaushalt sind. Wie schon gesagt, brauchen wir mehr Wälder und müssen in der Landschaft mehr Wasser zurückhalten, um diese Trockenperioden zu überstehen und möglicherweise auf das lokale Klima Einfluss nehmen zu können. Die Zusammenhänge sind bekannt, man muss also weiter an der Umsetzung arbeiten.

Welche Fehler dürfen deiner Meinung nach auf keinen Fall gemacht werden?

Große oder grundsätzliche Fehler fallen mir nicht ein. Wie erwähnt, muss eventuell noch mehr bei Berücksichtigung des Klimaschutzes die Entwicklung und die Zielsetzung auf Flächen des Naturschutzes, geprüft werden.

Ganz allgemein müssen wir Naturschutz mehr zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe machen. Dazu gehört auch die Bevölkerung, die wir von dem, was wir tun wollen, überzeugen müssen. Dazu gehört auch, dass wir überlegen, wo wir diese Natur den Menschen zeigen und erlebbar machen, wie sie Freude an der Natur empfinden und sie genießen können, dass Naturschutz beiträgt zur Verbesserung von Lebensqualität. Es ist in dieser Hinsicht schon sehr viel getan worden, aber hier und da ließe sich, finde ich, noch mehr machen. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass weniger der Wunsch entsteht, wegfahren zu müssen oder zu wollen und weniger Autos und Flugzeuge benutzt werden und wir damit einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten.

In diesem Zusammenhang sehe ich die Schwierigkeit, den Spagat zwischen Naturschutz als Beitrag zum Klimaschutz und vor allem dem Artenschutz und der Entwicklung regenerativer Energieanlagen ebenfalls als Beitrag zum Klimaschutz so hinzubekommen, dass der Naturschutz in der Öffentlichkeit und der Politik nicht reduziert wird auf den Schutz einzelner Arten und damit weniger ernst genommen und nicht verstanden wird.