Stiftung Naturschutz

„Gute Beispiele aus der Praxis“

Interview mit Dr. Michael Trepel am 31.05.2023 in Kiel

Vita

Ich bin 1966 in Neumünster geboren, habe dort 1986 Abitur gemacht und nach dem Zivildienst angefangen, in Kiel Biologie zu studieren. Seit meiner Diplomarbeit bei Prof. Joachim Schrautzer und Prof. Klaus Dierßen beschäftige ich mich mit Feuchtwiesen und Niedermooren. Nach Abschluss der Diplomarbeit 1996 bekam ich vom damaligen Landesamt für Wasserwirtschaft den Auftrag, eine Literaturstudie zur Bedeutung von Niedermooren für den Ressourcenschutz zu erstellen. Daraus hat sich dann mein Promotionsthema, die prozessbasierte Modellierung des Wasser- und Nährstoffhaushalts von Niedermooren, ergeben. Anschließend habe ich an Universitäten in Dänemark und Schweden im Bereich Feuchtgebietsmanagement gearbeitet und für das Land Entscheidungsunterstützungssysteme zur Abschätzung der Stickstoffrückhaltung bei Wiederherstellung von Feuchtgebieten entwickelt. 2004 wechselte ich von der CAU zum Landesamt für Natur und Umwelt in das Dezernat Fließgewässer und 2012 in das Umweltministerium in die Abteilung Wasserwirtschaft. Zu meinen Arbeitsfeldern gehörten bislang immer die Themen Niedermoore und Feuchtgebiete mit Schwerpunkt auf die Verbesserung der Gewässergüte aber auch Klimaschutz.

Wann hast du begonnen, dich für den Naturschutz zu engagieren? Was oder wer hat dich beeinflusst? Wann war das?

Im Studium haben mich Freunde, Kollegen und Mitstudierende beeinflusst. Das waren Menschen aus der Arbeitsgruppe von Klaus Dierßen, mit denen ich mich von Anfang an gut verstand. Ich war gerade zu Beginn des Studiums nicht festgelegt, in welche Richtung es gehen sollte. Mein Studienwunsch ist eher spontan entstanden.

Wo, wann und in welcher Funktion hast du dich eingesetzt? In welchen Gebieten, auf welchen Flächen, in welchen Einrichtungen, ehrenamtlich oder hauptamtlich? Was waren die Aufgaben deiner Wirkungsstätten. Was hast du dort konkret gemacht?

Zunächst habe ich nach dem Studium in der Forschung an dem Thema Wasser- und Nährstoffhaushalt von Niedermooren gearbeitet. Mir gefiel die ökosystemare, transdisziplinäre Arbeitsweise im damaligen Ökosystemforschungsprojekt Bornhöveder Seenkette. Die dortige Ausbildung und der Umgang miteinander, Umweltprobleme ganzheitlich und damit nicht nur eng naturwissenschaftlich, sondern auch ethisch und sozial zu betrachten, begeisterte und prägte mich.

Über die Forschung zu Niedermooren kam ich schnell in Kontakt mit der Deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde, deren Vorsitzender ich in der Sektion Naturschutz und Raumordnung seit 2005 bin. In dieser Funktion habe ich zahlreiche Seminare und Tagungen zu Mooren organisiert, um den Austausch zur Renaturierung von Niedermooren aber auch zur guten fachlichen Praxis der Landwirtschaft auf Moorböden zu fördern.

Während der Bearbeitung der Niedermoor-Literaturstudie habe ich 1995 Kontakt nach Greifswald zum heutigen Greifswald Moor Centrum aufgenommen, um deren Erfahrung bei der hydrogenetischen Betrachtung von Mooren in die Studie einfließen zu lassen. Auf einer Reise 1996 mit einer kleinen Delegation in streng geschützte Moore in Russland habe ich Hans Joosten kennengelernt und bin seitdem den Mooren eng verbunden. Mein Bild von Mooren wurde vor allem auf Exkursionen und Diskussionen zu Mooren der International Mire Conservation Group (IMCG) geprägt. Moore bilden sich weltweit, wenn überschüssiges Wasser für eine Torfbildung ausreicht. Ende der 1990er-Jahre stand vor allem der Schutz der Moore als Lebensraum im Vordergrund. Schon damals wurde intensiv über eine nachhaltige Nutzung von Mooren diskutiert. IMCG gab 2002 zusammen mit der International Peat Society das Buch „Wise use of Mires and Peatlands“ heraus, bei dem ich das Kapitel zur Wasserqualität verfasste. Aus den Diskussionen hin zu diesem Buch zwischen Natur- und Moorschützern und Natur- und Moornutzern – vor allem aus der Torfindustrie – lernte ich viel für meinen weiteren beruflichen Weg. Mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen allein können keine Umweltprobleme gelöst werden, notwendig sind Diskussionen mit den Verursachern, um gemeinsam konstruktive, tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Diese Art der Zusammenarbeit habe ich im Landesamt für Natur und Umwelt zum Beispiel bei der Einführung der schonenden Gewässerunterhaltung zusammen mit Anne Holm, Rüdiger Albrecht, Petra Krings sowie Godber Andressen und später Mareike Stanisak fortgesetzt. In dieser Konstellation ist es uns gelungen, die in der Gewässerunterhaltung arbeitenden Lohnunternehmer zu zertifizieren und damit ökologische Standards bei solchen Arbeiten einzuführen. Im Ministerium habe ich 2013 die Arbeitsgruppe Gewässerrandstreifen im Rahmen der Allianz für den Gewässerschutz übernommen, in der der Bauernverband zusammen mit dem Landesverband der Wasser- und Bodenverbände, Naturschutzverbänden und der Verwaltung Leitlinien für die Entwicklung von Gewässerrandsteifen erarbeitet sowie vom Ministerium aufgelegte Förderprogramme zur Flächensicherung erfolgreich bewarb. In der Flussgebietsgemeinschaft Elbe habe ich die Nährstoff-Arbeitsgruppe geleitet und mit ihr zusammen eine Nährstoffminderungsstrategie für das deutsche sowie in Zusammenarbeit mit Tschechien für das internationale Einzugsgebiet der Elbe erarbeitet. Über das Nährstoffthema bekam ich 2020 im Zuge der Verschärfung des Vertragsverletzungsverfahren zur Nitratrichtlinie Gelegenheit, federführend die Phosphorthematik zwischen Bundeslandwirtschafts- und Umweltministerium sowie den Ländern zu bearbeiten. Als Erfolg ist zu werten, dass das Vertragsverletzungsverfahren beendet wurde, nach dem Deutschland das Düngerecht wirksam novelliert und ein Wirkungsmonitoring zur Erfolgskontrolle aufgelegt hat.

In der Wasserwirtschaft habe ich das Thema Höhenverluste von Moorböden unter anderem in die Studie der Arbeitsgruppe Niederungen 2050 eingebracht. Aktuell wird diese Thematik mit der Erarbeitung der Niederungsstrategie ressortübergreifend fortgesetzt.

An der Kieler Universität biete ich im Wintersemester den Kurs Feuchtgebietsmanagement an, um meine Erfahrungen weiterzugeben. Ich selber werden durch die Diskussion mit den Studierenden aus allen Teilen der Erde motiviert und kann so die in einem Ministerium oder Bundesland für wichtig erachteten Vorgänge relativieren.

Welche Programme, Richtlinien, Einrichtungen, Institutionen etc. haben deine Arbeit beeinflusst, und wie beurteilst du deren Wirkung?

Ich habe bisher an der Universität, im Landesamt, im Ministerium sowie ehrenamtlich in Verbänden gearbeitet. Mir macht die Arbeit Spaß, wenn in der Institution die Umweltthemen ernst genommen werden, über Lösungen diskutiert und mit anderen Institutionen konstruktiv zusammengearbeitet wird. Die Möglichkeiten, in einem Ministerium an Verordnungen und Gesetzen mitzuwirken, sind natürlich andere als eine Bearbeitung einer wissenschaftlichen Fragestellung in der Forschung.

In meinem bisherigen Berufsleben habe ich an der Erstellung diverser Programme mitgewirkt. Programme, Richtlinien und Gesetze sind nie das Werk eines einzelnen, sondern immer eine Gemeinschaftsleistung. Das Niedermoorprogramm ist bisher bundesweit das einzige Programm, in dem die Wasserwirtschaft sich für die Vernässung von Niedermooren zur Verbesserung der Stoffrückhaltung ausspricht und dies aktiv fördert. In diesem Rahmen wurden die Projekte Oberes Eidertal und Pohnsdorfer Stauung der Schrobach Stiftung gefördert.

Die Erlasse zum Artenschutz bei der Gewässerunterhaltung sowie die Zertifizierung der Lohnunternehmer wurden zusammen von Naturschutz, Wasserwirtschaft und Wasser- und Bodenverbänden erarbeitet. Die Erfolgskontrollen von Gabi Stiller zeigen, dass die Umstellung auf eine schonende Gewässerunterhaltung fließgewässertypische Tier- und Pflanzenarten fördert.

Für die in Erarbeitung befindliche Niederungsstrategie hat das Land im Sommer 2023 eine Förderrichtlinie veröffentlicht und begonnen, erste Projekte zur Anpassung an den Klimawandel und zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushalts zu fördern.

Wichtig für den Erfolg einer Strategie oder eines Programms sind gute Praxisbeispiele, von denen andere lernen können. Dies mitzudenken gehört zur Strategieentwicklung dazu. Zur Etablierung der Schonenden Gewässerunterhaltung fördert das Land ein Beratungsprojekt, um Wasser- und Bodenverbände aktiv bei der Umstellung der Gewässerunterhaltung zu unterstützen. Die Beratung wird hervorragend von Gabi Stiller angeboten.

Ich persönlich bin dankbar, dass ich mir auf vielen Exkursionen zu Feuchtgebieten und Mooren weltweit ein eigenes Bild von deren morphologischer Vielfalt aber auch ihrer Probleme oder der sozioökonomischen Rahmenbedingungen machen konnte. Dies hilft mir angesichts der stark überprägten Landschaft in Schleswig-Holstein, ein realistisches Leitbild zum Beispiel eines naturnahen Landschaftswasserhaushalt zu entwickeln.

Welche Ziele waren dir bei deiner Arbeit für den Naturschutz wichtig? Haben sich die Ziele im Laufe der Zeit verändert?

Zu Anfang meiner Arbeiten an der Uni habe ich mich für den Schutz und den Erhalt von Feuchtwiesen eingesetzt, später wurde daraus ein breites Engagement für die Vernässung von Moorböden. Die Herausforderung angesichts des Klimawandels ist es, den Landschaftswasserhaushalt wieder natürlicher zu gestalten. Hier steht viel Überzeugungsarbeit an, dass von weniger Wasserwirtschaft Natur und Mensch mehr haben können.

Neben diesen fachlichen Zielen habe ich gelernt, dass ein Problem nur gelöst werden kann, wenn alle Beteiligten konstruktiv und wertschätzend miteinander an der Lösung arbeiten. Dafür versuche ich, in den Arbeitsgruppen, die ich leite, den entsprechenden Rahmen zu setzen.

Was würdest du als deinen größten Erfolg in Sachen Naturschutz bezeichnen und warum?

Ich glaube, Erfolge sind meist nicht auf einzelne Personen zurückzuführen. Mich freut, dass wir es bei der Gewässerunterhaltung geschafft haben, die Lohnunternehmer zu zertifizieren und das in die Fläche einzubringen. Dies hat nachweislich positive Effekte für die im Gewässer lebenden Arten. Beim Thema Randstreifen arbeiten wir daran, dass sie in der Fläche breiter und weniger intensiv unterhalten werden, sodass wir mehr Strukturen ans Gewässer bekommen.

Bei den Mooren freue ich mich, dazu beigetragen zu haben, dass das Thema breite Aufmerksamkeit hat. Ich wünsche mir, dass die notwendigen Vernässungen ökohydrologisch fundiert geplant und umgesetzt werden.

Wann ist dir der Begriff Klimaschutz zum ersten Mal begegnet?

Mir ist der Begriff Klimaschutz 1995 bei der Erstellung der Niedermoor-Literaturstudie begegnet. Ich habe damals auf einfache Weise die Emissionen der Moorböden Schleswig-Holsteins abgeschätzt. Die Wasserwirtschaft hatte die Studie finanziert und entschieden, das anschließende Niedermoorprogramm mit dem Fokus Nährstoffretention aufzulegen und nicht das Thema Klimaschutz zu bearbeiten.

Eines der ersten Projekte, die dazu in Schleswig-Holstein umgesetzt wurden, war die Vernässung der Lundener Niederung, ein Projekt der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Die HSH-Nordbank wollte sich 1996/97 klimaneutral aufstellen und ihre hausinternen Emissionen durch Moorvernässung ausgleichen. Dazu habe ich mit beraten.

Hast du Klimaschutzaspekte bei deiner Naturschutzarbeit aktiv miteinbezogen? Wo und wann ist dir das mit welchen Maßnahmen gelungen?

Das ist unser ganz aktuelles Arbeitsfeld. In die Niederungsstrategie geht Klimaschutz mit ein. Mit der Förderrichtlinie Niederungen werden zwei Ziele verfolgt: erstens Emissionen durch die Vernässung von organischen Böden zu verringern und zweitens die Anpassung der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur und der Nutzungen in deren Einzugsgebieten an den Klimawandel zu fördern.

Die MoorFutures wurden an der Universität Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt. In dem Projekt „MoorFutures 2.0“ des Bundesamtes für Naturschutz wurden weitere Methoden zur Quantifizierung von Ökosystemleistungen vernässter Moore erarbeitet. Dr. Bettina Holsten und ich haben Methoden für die Berücksichtigung der Nährstoffausträge erstellt. Bei der Entwicklung der Methodik von MoorFutures2.0 war der Leitgedanke, Moore multifunktional zu betrachten und dies in Wert zu setzen.

Haben sich im Nachhinein Maßnahmen, die andere Ziele verfolgten, deiner Meinung nach als klimarelevant erwiesen?

Ich sehe eher die Synergien zwischen den verschiedenen Programmen. Schutz und Erhalt von artenreichen Feuchtwiesen und Kleinseggenriedern war und ist für den Arten- und Lebensraumschutz wichtig. Gleichzeitig haben diese Flächen Emissionen, die nicht weiter verringert werden müssen. Insgesamt würde ich mir wünschen, wenn großräumiger an der Wiederherstellung eines naturnahen Landschaftswasserhaushalts gearbeitet wird. Hiervon profitieren Natur- und Gewässerschutz ebenso wie vorsorgender Hochwasserschutz und die Land- und Wasserwirtschaft.

In welchen Bereichen ist die Integration von Naturschutz und Klimaschutz am besten gelungen? Was waren die entscheidenden Faktoren?

Am besten gelungen ist Integration von Naturschutz und Klimaschutz im Bereich Moore. Da besteht die größte gesellschaftliche Aufmerksamkeit; dies führt zu mehr Umsetzung in der Praxis.

In welchen Bereichen hat das Einbeziehen der Klimaschutzaspekte gar nicht funktioniert? Woran lag das? Am fehlenden Wissen/Bewusstsein, an Sachzwängen oder an den handelnden Personen?

Mittlerweile werden die Klimaziele in jedem Bereich berücksichtigt. Selbst beim Verkehr. Dort ist zwar die politische Umsetzung schwierig. Aber der Individualverkehr setzt zunehmend auf das Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr.

Gibt es, wenn du auf die einzelnen Projekte zurückblickst, Dinge, die du heute in Bezug auf den Klimaaspekt anders machen würdest?

Ich finde es nicht richtig, alles unter der Überschrift Klima zu subsumieren, da gehen die anderen Aspekte, insbesondere die Biodiversität, unter. Gerade, was den Naturschutz angeht, sollte stärker beachtet werden, wo die Synergien liegen. Und der Naturschutz muss sich dafür einsetzen, dass artenreiche Lebensräume, seien es nun Kleinseggenriede oder Feuchtwiesen, die häufig eine günstige Treibhausgasbilanz haben, jetzt nicht auch noch für den Klimaschutz optimiert werden. Es ist wichtig, diese Flächen weiter zu pflegen und zu erhalten. Dafür werden weiterhin Mittel benötigt, eventuell auch für Instandsetzungsmaßnahmen.

Wie sieht für dich erfolgreicher Naturschutz verbunden mit Klimaschutz in Zukunft aus, und wo siehst du die Grenzen des Zusammenwirkens von Natur und Klimaschutz?

Was wir meiner Ansicht nach brauchen, ist eine vernünftige, ökologisch motivierte Flurneuordnung. Diese bietet die Chance, freiwerdende landwirtschaftliche Flächen gezielt so neu zu ordnen, dass ausreichend Fläche für Arten- und Biotopschutz zum Beispiel in Flusstälern mit einem naturnahen Wasserhaushalt zur Verfügung steht. Der Druck auf die Stiftung Naturschutz, Flächen abzugeben oder zu tauschen, ist aktuell recht groß. Ich verstehe die Motivation für diese Diskussion nicht. In der Landwirtschaft werden aus verschiedenen Gründen Flächen frei werden. Wir sehen, dass die Tierbestände abnehmen, weil sich Ernährungsgewohnheiten ändern. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Fläche wird zurzeit für die Tierernährung benötigt. Wenn nur zehn Prozent der Fläche frei wird, wären das rechnerisch schon alle Moorböden in Schleswig-Holstein. Selbst, wenn es nur fünf Prozent wären, muss die Landwirtschaft diese Flächen nicht mehr intensiv bewirtschaften. In dieser Situation wird jemand benötigt, der diese Flächen übernimmt und entwickelt. Da gibt es nicht viele Akteure, die hierfür in Frage kommen. Das sind Stiftungen wie die Stiftung Naturschutz oder die Forstverwaltung.

Außerdem brauchen wir eine Entwicklung in der Gesellschaft, die den Eigenwert der Natur – wenn sich von selbst Strukturen entwickeln, die mehr Zeit brauchen – wertschätzt. Damit werden auch gute Voraussetzungen für die Etablierung von Arten und Habitaten geschaffen, die wenig gepflegt werden müssen. Da können Klimaschutz und Naturschutz in eine Richtung gehen. Die Herausforderung wird sein, dass die Leute gerne etwas für die Natur tun wollen, dass man aber für eine Strategie des Nichtstuns oder des Zulassens werben sollte.

Auf der anderen Seite möchte die Landwirtschaft zunehmend für ihre Ökosystemdienstleistungen honoriert werden. Meiner Meinung nach muss die Landwirtschaft auch erkennen, dass sie von einer zunehmenden Biodiversität im Boden oder weniger sackenden Moorböden selbst profitiert und dass sie von ihrer Anpassung an den Klimawandel Vorteile hat. Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel sind nicht nur eine Last; sie sind eine Herausforderung, zu erkennen, welcher Nutzen daraus zu ziehen ist.

Welche Ziele und Herangehensweisen hältst du in diesem Zusammenhang für realistisch?

Wir brauchen einen vernünftigen theoretischen Handlungsrahmen wie die Niederungsstrategie, die mit dem Naturschutz aber auch der Landwirtschaft abgestimmt ist. Darüber hinaus werden gute Praxisbeispiele als Vorzeigeprojekte und Vorzeigeflächen in größerem Maßstab benötigt, aus denen wir für die zukünftige Umsetzung lernen.

Ich halte es für wichtig, Maßnahmen zur Wiederherstellung eines naturnahen Wasserhaushalts großräumig zu denken.

Welche Fehler dürfen auf keinen Fall gemacht werden?

Das weiß man erst rückblickend.

Das größte Potenzial zum Energiesparen liegt bei den Bürgern. Aber wir brauchen Energie natürlich auch für andere Bereiche. Ich finde es besorgniserregend, dass sich das Landschaftsbild durch Solaranlagen stark verändert. Die Ansiedlung erfolgt geplant unkontrolliert, ohne dass die Folgen heute richtig abgeschätzt werden können.

Angesichts des politischen Ziels, die Energieversorgung schnellst möglich auf erneuerbare umzustellen, halte ich Ansätze, die bei der Beschleunigung von Vorhaben auf die Absenkung von Natur- und Artenschutzstandards setzen, für falsch.