Stiftung Naturschutz

„Die richtige Idee zur richtigen Zeit am richtigen Ort“

Interview mit Gerd Kämmer am 24.03.2023 in Schleswig

Vita

Ich bin 1962 in Jarplund südlich von Flensburg geboren und aufgewachsen. Einen Großteil meiner Kindheit habe ich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb meines Onkels verbracht, einem typischen Milchviehbetrieb mit ein bisschen Ackerbau. Ich bin zweisprachig aufgewachsen: Mein Vater hat hochdeutsch mit mir gesprochen, meine Mutter plattdeutsch. Und da hieß es dann immer: „De Jung mut Bur warn.“ Aber das konnte er nicht, weil er keinen eigenen Betrieb hatte. So war mein Ziel, Tiermedizin zu studieren. Da das aber nicht auf Anhieb klappte, habe ich mit Biologie in Kiel angefangen und dabei bin ich auch geblieben. Der Beginn des Biologie-Studiums 1985 ist auch die Gründungszeit von „Bunde Wischen“, bzw. seiner Vorstufen. Am Anfang hieß es noch „Rindergilde“. Ein Studien­kollege und ich haben damals eine Fläche in den Fröruper Bergen gepachtet. Wir haben uns Rinder gekauft, um damit das Geld für die Pacht zu verdienen und gleichzeitig auch die Pflege für die Flächen zu gewährleisten. Es war eine Orchideenwiese.

Die Arbeit war natürlich ehrenamtlich. Eine Arbeitsgruppe innerhalb des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte damals schon die Grundidee eines sich selbst finanzierenden Naturschutzes unabhängig von irgendwelchen Fördertöpfen. So ist das Ganze entstanden. Wir nannten uns dann „Bunde Wischen“, weil uns der Name „Rindergilde“ zu landwirtschaftslastig klang.

1994 haben wir einen eigenständigen Verein Bunde Wischen e.V. gegründet und 2017 wurde daraus Bunde Wischen eG, eine gemeinnützige Genossenschaft. Bunde Wischen ist Plattdeutsch und heißt Bunte Wiesen. In der Anfangsphase haben wir den Namen BUND'e Wischen geschrieben, um die Herkunft aus dem BUND zu dokumentieren. Als wir uns in Übereinkunft mit dem BUND Landesverband vom BUND abgekoppelt hatten, war noch eine ganze Zeit lang ein Vorstandsmitglied des BUND-Landesvorstands auch Mitglied im Vorstand des Vereins Bunde Wischen. So war die Absprache, damit der BUND uns in den ersten Jahren noch begleitet.

Wann hast du begonnen, dich für den Naturschutz zu engagieren? Was oder wer hat dich beeinflusst? Wann war das?

Tatsächlich war das zum großen Teil aus eigener Initiative auf dem landwirtschaftlichen Betrieb meines Onkels. Das war ein konventioneller Betrieb, intensiv für die damalige Zeit. Heute wären das die Betriebe, die wir uns wünschen würden im Naturschutz, was Intensität, was Artenvielfalt auf den Flächen betrifft. Ich war immer sehr an Naturthemen interessiert, habe mir das selbst erarbeitet. Eine Anleitung fehlte.

Aus der Kindheit ist mir sehr in Erinnerung geblieben, dass es damals mit dem chemischen Pflanzenschutzmitteleinsatz losging. Wenn mein Onkel die Feldspritze aus der Scheune geholt hat, bin ich immer weggelaufen. Ich muss damals schon eine tiefsitzende Aversion dagegen gehabt haben.

Und ich hatte einen guten Schulfreund, der auch in Jarplund auf einem landwirtschaft­lichen Betrieb wohnte. Wir waren auf den Flächen unterwegs, dort gab es viele Teiche. Frösche und Kaulquappen haben wir gefangen bzw. aufgezogen, heute würde man davon abraten. Mit der Entscheidung zum Biologiestudium ging es dann gleich mit dem Naturschutz und mit den Anfängen von Bunde Wischen los.

Wo, wann und in welcher Funktion hast du dich eingesetzt? In welchen Gebieten, auf welchen Flächen, in welchen Einrichtungen, ehrenamtlich oder hauptamtlich? Was waren die Aufgaben deiner Wirkungsstätten. Was hast du dort konkret gemacht?

Im Kern der Fröruper Berge, heute Naturschutzgebiet, lag das Budschimoor und da lag unsere erste Fläche. Dort habe ich mich mit meinem damaligen Studienkollegen Jan Erik Petersen ehrenamtlich über den BUND engagiert. Wir haben zusammen die Rindergilde, die zu Bunde Wischen wurde, aufgebaut. Kernaufgabe war die Naturschutzbeweidung mit Rindern. Es kamen neue Akteure aus Schleswig dazu und es fand eine Verlagerung nach Schleswig statt.

Als dann die ersten größeren Anforderungen von der Stiftung Naturschutz kamen, haben wir 1996 Reesholm, das Naturschutzgebiet an der Schlei, und den Bültsee übernommen. Im Jahr 1987 haben wir die ersten Galloways angeschafft. Die waren hier noch ganz selten. Heinrich-Wilhelm Barfod, der Forstdirektor aus Neumünster, hatte die Galloways nach Schleswig-Holstein geholt. Er war der Urvater der Gallowayhaltung in Schleswig-Holstein und hat sie im Kiebitzholmer Moor eingesetzt. Unsere ersten drei Tiere Nena, Veronika und Karl Whisky liefen in Loopstedt am Haddebyer Noor auf Privatflächen, die wir gepachtet hatten. Aktuell bewirtschaften wir 1.750 Hektar Fläche, haben etwa 1.000 Rinder und ungefähr 70 Konik-Pferde mit einer größeren Herde auf der Geltinger Birk und einer kleineren im Schäferhaus.

Wir wollten widerstandsfähige Rinder, die an ein schleswig-holsteinisches Klima gut angepasst sind. Da bietet sich Schottland mit viel Regen, viel Wind und mit nicht so wirklich harten Winter, aber feuchter Kälte natürlich an. Trotzdem haben wir die Tiere am Anfang im Winter in den Stall gestellt, weil wir es nicht besser wussten. Sie waren im Winter ständig krank, hatten Husten und Fell-Parasiten und andere Krankheiten. Nachdem wir sie im Winter, auch im Schnee, durchgängig draußen ließen, ging es den Tieren gut. Die Galloways sind auch heute noch unsere Hauptrasse. Über verschiedene andere Projekte sind auch Highlander in den Betrieb gekommen.

Neben dem Aufbau der Galloway-Herde haben wir weiterhin Tiere zugekauft, sie das Jahr über gehalten und zum Herbst geschlachtet . Aus dem Fleischzuwachs und -verkauf haben wir das Projekt finanziert. Wir hatten für damalige Verhältnisse schon eine relativ große Galloway-Herde mit 150 Tieren und auch schon ein bisschen Infrastruktur. Wir waren mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das Besondere war und ist bis heute, dass ich als Betriebsleiter eben kein Landwirt bin, sondern Biologe und die Dinge aus einer anderen Sicht betrachten kann.

Theorie und Praxis: Lange Zeit habe ich Bunde Wischen und meine Tätigkeit an der Universität in Kiel parallel betrieben. Denn nach dem Diplom mit Schwerpunkt Moorschutz war ich fünf Jahre mit halber Stelle Assistent am Botanischen Institut in Kiel und hatte parallel eine halbe Stelle bei Bunde Wischen. Ein konkretes Beispiel ist der Bültsee, ein Naturschutzgebiet bei Eckernförde, das wir von der Uni aus sehr intensiv betreut haben und in dem wir mit Bunde Wischen gleichzeitig die praktische Umsetzung mit den Rindern vor Ort durchführten.

Ich bin auch in viele Ehrenämter hineingewachsen. Lange Zeit war ich im Naturschutz­beirat des Kreises Schleswig-Flensburg. Seit sieben Jahren bin ich der Naturschutz­beauftragte des Kreises, ebenso lange arbeite ich im Landesnaturschutzbeirat mit. Wir beraten das Land und das Ministerium. Aktuell bin ich auf Bundesebene einer von drei Sprechern im Bundesfachausschuss „Weidelandschaften und neue Wildnis“ des Naturschutzbundes (NABU). Seit 2022 bin ich der Sprecher des Bundesfachausschusses Biodiversität bei Bioland. Bioland beschäftigt sich auch vermehrt mit dem Thema Biodiversität. Im Ausschuss haben wir in den letzten Jahren Richtlinien erarbeitet, mit denen wir die Bioland-Betriebe verpflichten, bestimmte Dinge für den Naturschutz zu tun und das in einem Punktesystem entsprechend nachzuweisen. Wir sind gerade dabei, das verpflichtend zu machen. Und ich bin natürlich auch Partner der Stiftung Naturschutz. Schon seit der Gründung vor über zehn Jahren bin ich außerdem Vorsitzender des Stiftungsrates der Bürgerstiftung „Natur im Norden“, kurz Nano-Stiftung, die Teil der Stiftungsfamilie ist. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit den großen Projekten Höltigbaum, dessen Flächen Bunde Wischen von 2004 bis 2013 bewirtschaftet hat, und dem Bildungshaus Treenelandschaft in Eggebek.

Welche Programme, Richtlinien, Einrichtungen, Institutionen etc. haben deine Arbeit beeinflusst, und wie beurteilst du deren Wirkung?

Unsere Hauptpartnerin ist die Stiftung Naturschutz. Wir sind gemeinsam gewachsen. Der Stiftung gehören die Flächen und wir sind die Pächter. Es ist ein gutes Miteinander, das sich im Laufe von Jahrzehnten entwickelt hat. Es gab und gibt viel Erfahrungsaustausch mit den Menschen, die den Naturschutz in Schleswig-Holstein geprägt haben. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ist die wichtigste Institution. Insofern fühle ich mich an manchen Stellen, auch wenn ich am Jahresende eine nicht geringe Pacht für die Flächen der Stiftung bezahlen muss, als ein Vertreter oder ein Mitarbeiter der Stiftung Naturschutz und übernehme sicherlich auch Aufgaben in Hinblick auf die Kommunikation der Natur­schutzthemen nach außen. Die Stiftung Natur im Norden habe ich mit ins Leben gerufen.

Die Vermarktung war für Bunde Wischen von Anfang an ein wichtiges Standbein. Zuerst waren es Kunden, die direkt bei uns gekauft haben. Dann sind Institutionen wie Feinheimisch – Genuss aus Schleswig-Holstein e.V. und auch das Naturgenussfestival bei der Stiftung Naturschutz dazugekommen. Das Naturgenussfestival war ursprünglich unsere Idee, die wir mit der Stiftung zusammen weiterentwickelt haben. Das ist aus meiner Sicht eine ganz wichtige Schnittstelle, bei der wir Leute über den Genuss zu den Themen Naturschutz, artgerechte Tierhaltung und Tierwohl ansprechen, die man sonst für Naturschutzthemen sicherlich gar nicht interessieren könnte.

Welche Ziele waren dir bei deiner Arbeit für den Naturschutz wichtig? Haben sich die Ziele im Laufe der Zeit verändert?

Der Schutz der Artenvielfalt war schon immer das zentrale Anliegen. Ein bisschen verändert hat sich die Sichtweise auf die Dinge, die wir machen. Am Anfang waren wir uns natürlich nicht sicher, ob das, was wir machen, auch wirklich richtig und zielführend ist. In den Anfängen sind Uwe Dierking, Walter Hemmerling und ich nach Dänemark gefahren. Da gibt es eine ganz kleine Weidelandschaft, das Bjergskov, übersetzt Bergwald. Das Gebiet ist nur 20 Hektar groß, aber es tobte und tobt die Artenvielfalt. Uwe Dierking hat damals einen Artikel geschrieben mit der Überschrift „Wenn die Theorie mit den großen Weidetieren richtig ist…“. Die Megaherbivoren-Theorie besagt, dass die großen Weidegänger immer schon einen erheblichen Einfluss auf die Artenvielfalt gehabt haben, den wir dringend wieder brauchen, um den Naturschutz nach vorne zu bringen. Das habe ich damals noch nicht so gesehen, heute formuliere ich das so: „Extensive Beweidung ist der Schlüsselfaktor für die Artenvielfalt.“ Das lässt sich sauber herleiten aus dem Einfluss, den die großen Weidegänger, ursprünglich alles mal Wildtiere, mit einer koevolutionären parallelen Entwicklung von Pflanzen und Tieren gehabt haben. Mittlerweile bin ich sicher, dass wir einen Großteil der Arten, die heute gefährdet sind, mit und in solchen Systemen fördern und damit Positives für die Artenvielfalt erreichen können. Gleichzeitig verlieren wir das Tierwohl, also die artgerechte Tierhaltung auf diesen Flächen, die Nahrungsmittel­produktion und den Verkauf des Fleisches, von dem der Betrieb heute mehr denn je lebt, nicht aus den Augen.

Darüber erreichen wir immer mehr Menschen, die nicht mehr unterstützen wollen, wie Tiere in der Intensivlandwirtschaft gehalten werden und wie mit ihnen bei der Schlachtung umgegangen wird.

Alles was wir schlachten, kommt zu uns zurück. Wir arbeiten mit den beiden Schlacht­betrieben Roland Lausen in Silberstedt und der Landschlachterei Burmeister in Viöl zusammen, die Vermarktung machen wir selbst.

Es war nicht primär ein Naturschutzziel, aber aus meiner Sicht auf alle Fälle ein Nachhaltigkeitsziel, dass wir uns 2010 entschieden haben, den Kugelschuss als Schlacht­verfahren anzuwenden. Wir hatten das Glück, Partner in einem großen Forschungsprojekt mit der Uni Kassel – Außenstelle Witzenhausen zu werden, das fünf Jahre lang hier bei uns den Kugelschuss in Bezug auf Tierschutz und artgerechte Tierhaltung untersucht hat. Wir geben den Tieren, die bei uns geboren werden, zwei Versprechen mit auf ihren Lebensweg. Das erste ist: Ihr verlasst den Betrieb nicht lebend. Das würde jeder zunächst einmal als Drohung empfinden, ist aber das genaue Gegenteil. Die Tiere werden am Schluss nicht verkauft und gehen nicht auf lange Transporte nach Ost- und Südeuropa oder mit Schiffen nach Afrika, um dort dahingemetzelt zu werden. Und das zweite Versprechen ist: Ihr seht lebend kein Schlachthaus von innen. Denn wir töten die Tiere per Kugelschuss in ihrer gewohnten Umgebung. Dass wir das konsequent umgesetzt haben, ist ein Meilenstein in der Entwicklung des Betriebes und in meiner Entwicklung.

Am Anfang hatten wir Fremdschützen. Dann haben ein Kollege und ich Lehrgänge beim Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer in Echem bei Lauenburg in Niedersachsen besucht und mittlerweile bin ich seit mehreren Jahren Ausbilder dort und gestalte einen Nachmittag mit den praktischen Erfahrungen rund um den Kugelschuss aus dem Betrieb.

Mein Ziel ist, verschiedene Themenfelder unter ein Dach zu bekommen. Naturschutz allein ist zu monokausal. Das Motto unseres Betriebes Bunde Wischen eG ist „Landwirtschaft, Natur und Mensch im Einklang“. Diese drei Nachhaltigkeitssäulen müssen zusammen­kommen. Wenn man das an anderen Themenfeldern festmachen will, sind es Naturschutz und Tierschutz – sowohl bei der Haltung der Tiere als auch bei der Schlachtung. Klimaschutz spielt auch eine immer größere Rolle und ganz aktuell das damit eng verbundene Thema Energiewende. Ich habe Ideen und mache Vorschläge, wie man Dinge anders entwickeln sollte, wenn wir auf der endlichen Fläche für die Zukunft Klimaschutz und Energiewende vernünftig umsetzen wollen.

Was würdest du als deinen größten Erfolg in Sachen Naturschutz bezeichnen und warum?

Es ist kein Kern-Naturschutzthema, aber die Kugelschuss-Entscheidung ist ein wesentlicher Aspekt. Im eigentlichen Naturschutz haben wir den Erfolg, dass wir die Idee der Beweidung zwar längst noch nicht überall durchgesetzt haben, aber sie mehr und mehr in die Köpfe von Menschen und vor allen Dingen auch der Politik bekommen. Und es ist ein Erfolg, dass wir mittlerweile auch innerhalb der Landwirtschaft anerkannt werden. Die Landwirte erkennen, dass wir neben den hoch intensiven Betrieben einen Ausgleich durch extensive Betriebe brauchen. Ich benutze die Begrifflichkeit Naturschutz als Produktionszweig. Das zu etablieren, werte ich als Erfolg.

Als naturschutz-theoretischen Erfolg sehe ich, dass ich an zwei größeren und zumindest in der Szene beachteten Buchprojekten beteiligt bin. Einmal „Wilde Weiden“, ein Praxisleitfaden, in dem wir aufgeschrieben haben, wie man solche Weidelandschaften etabliert, was man alles beachten sollte, um Fehler nicht zweimal zu machen.

In dem zweiten Buch „Naturnahe Beweidung und NATURA 2000“ beschreiben wir mit einem großen Autorenteam alle Auswirkungen von Beweidung auf verschiedene Lebens­raumtypen. Wir haben das mit vielen Beispielen hinterlegt, wo das praktiziert wird und wie es funktioniert. Aktuell haben wir in einer anderen Arbeitsgruppe eine Tierwohl-Leitlinie zur ganzjährigen Freilandhaltung von Rindern und Pferden auf Naturschutzflächen geschrieben.

Ein schöner Erfolg ist, dass es das Unternehmen Bunde Wischen nach über 30 Jahren noch gibt. Wir haben uns mittlerweile etabliert. Wir sind kein Naturschutzprojekt mehr, wir sind ein Naturschutz-Unternehmen. Das „Stiftungsland Schäferhaus“ bei Flensburg betreiben wir von Beginn an seit mittlerweile 25 Jahren, damals eines der ersten großen Konversionsprojekte bundesweit.

Wann ist dir der Begriff Klimaschutz zum ersten Mal begegnet?

Im Studium, als es Bunde Wischen schon gab, aber der Schwerpunkt meiner Tätigkeit noch an der Uni war. Beim Dosenmoor ging es um die Verbesserung der Artenvielfalt durch Hochmoor-Regeneration. Durch die Vernässung wollten wir die weitere Torfzersetzung verhindern und damit das Moorwachstum wieder anregen. Nicht der Klimaschutz, sondern Naturschutz stand im Vordergrund. Mir war aber immer klar, dass das auch etwas mit Klimaschutz zu tun hat, weil wir dadurch die weitere erhebliche CO2-Freisetzung aus dem Moorkörper verhindern.

Hast du Klimaschutzaspekte bei deiner Naturschutzarbeit aktiv miteinbezogen? Wo und wann ist dir das mit welchen Maßnahmen gelungen?

Das ist über die Integration der Moorflächen in die Beweidung und die Einführung einer extensiveren Nutzung im Vergleich mit der vorherigen intensiven Nutzung mit Dünger und Gülle gelungen. Im Projekt Jarplunder Hochmoor pachten oder erwerben wir derzeit Flächen, um eine Vernässung zu erreichen. Letztes Jahr haben wir 20 Hektar zusammen­bekommen, die wir jetzt erst mal nur beweiden. Leider können wir die Wasserstände noch nicht anheben, da Beeinträchtigungen von Nachbarn ausgeschlossen werden müssen. Auch hier versuchen wir ganz aktuell, Klimaschutz über Moorschutz zusammen mit Naturschutz zu denken und umzusetzen.

Haben sich im Nachhinein Maßnahmen, die andere Ziele verfolgten, deiner Meinung nach als klimarelevant erwiesen?

Die Einbeziehung von Moorflächen geschah nie mit der Intention Klimaschutz, sondern nur aus Naturschutzgründen. Am Winderatter See haben wir nasse moorige Flächen, die zu den artenreichsten Orchideenwiesen gehören dürften, die man in Schleswig-Holstein findet. Es handelt sich um Moorflächen, auf denen sich die Bewirtschaftung und Beweidung super positiv für die Artenvielfalt ausgezahlt hat, aber eben auch für den Klimaschutz.

Bei den trockenen Lebensräumen und den Weidelandschaften wie im Gebiet Schäferhaus ist Humusbildung nicht das dominante Thema, weil wir dort möglichst nährstoffarme Verhältnisse brauchen, um Artenvielfalt zu erreichen. Aber zumindest kleinere Moorkomplexe sind auch in diesen Weidelandschaften immer integriert. Dort setzt unter Beweidung wieder ein Moorwachstum ein, wenn die Wasserverhältnisse entsprechend eingestellt sind. Die Landschaften müssen natürlich groß genug sein, dass man die Tiere nicht in diese Moorflächen zwingt, sonst würden sie viel Flurschaden verursachen.

Der Naturschutz muss noch viel stärker kommunizieren, dass wir mit der Vernässung und extensiven Bewirtschaftung Lösungen für mehrere Herausforderungen haben.

In welchen Bereichen ist die Integration von Naturschutz und Klimaschutz am besten gelungen? Was waren die entscheidenden Faktoren?

Gelungen ist das am besten im Bereich der Moore. Aber auch, wenn wir intensive Systeme, zum Beispiel Maisäcker auf sandigem Untergrund mit den entsprechenden Belastungen des Grundwassers durch Nitrat, in eine extensive Bewirtschaftung überführen, können wir mehrere Dinge gleichzeitig relativ kurzfristig erledigen. In dem Gesamtsystem sind dann zwar viele Nährstoffe, die man aber schnell wieder heraus­bekommt, wenn man sie nicht nachfüllt, weil es durchlässige Böden sind. Man schont damit langfristig das Grundwasser, man schafft relativ schnell für den Naturschutz nährstoffarme Verhältnisse und erreicht damit sehr viel für die Artenvielfalt. Klimarelevant ist in dem Zusammenhang, dass nicht mehr so intensiv gewirtschaftet wird, denn Acker­wirtschaft zehrt oft die Humushorizonte auf.

Auf Moor ist das noch gravierender. Ein trockener Niedermoorstandort setzt pro Hektar und Jahr genauso viel CO2 frei wie ein Mittelklassewagen, der 365 Tage im Jahr 24 Stunden auf diesem einen Hektar herumfährt. Wenn wir die Torfzehrung mit oberflächen­nahen Wasserständen verhindern können und die Flächen immer noch beweidet werden können, ist das ein doppelter Gewinn, für Naturschutz und Klimaschutz.

In welchen Bereichen hat das Einbeziehen der Klimaschutzaspekte gar nicht funktioniert? Woran lag das? Am fehlenden Wissen/Bewusstsein, an Sachzwängen oder an den handelnden Personen?

In vielen Fällen durch Sachzwänge und handelnde Personen.

Wir verlieren Fläche ohne Ende an Straßenbau und andere. Und der Konflikt zwischen Naturschutz und Landwirtschaft, den wir schon mal ein bisschen aufgelöst hatten, verschärft sich jetzt wieder. Die Landwirte formulieren Ansprüche für ihre Flächen, die zum Teil auch berechtigt sind.

Der Flächendruck ist entscheidend. Fläche ist endlich und es kommen Themen wie Windkraft und ganz aktuell Freiflächen-Photovoltaik auf. Die Landwirtschaft verhält sich dazu komplett ambivalent. Die Verbände sagen, dass sie die Flächen nicht hergeben können, weil sie sie als landwirtschaftliche Produktionsflächen brauchen. Aber der Flächeneigentümer, auch wenn er selbst der darauf wirtschaftende Landwirt ist, wäre der erste, der den Pachtvertrag unterschreibt, wenn er das Angebot bekommt. Sie müssen das Eigentum nicht abgeben, sondern verpachten nur und die Pachtpreise für die Freiflächen-Photovoltaikanlagen sind fast um den Faktor zehn höher als in der normalen Bewirtschaftung. Das verschärft die Situation für den Naturschutz erheblich: Werden die Ackerflächen zu Photovoltaik-Standorten, verlagert sich die Produktion in Richtung nicht so geeigneter Standorte und wir bekommen eine Konkurrenzsituation mit dem Naturschutz.

Gibt es, wenn du auf die einzelnen Projekte zurückblickst, Dinge, die du heute in Bezug auf den Klimaaspekt anders machen würdest?

Man hätte verstärkt den Fokus auf die Moorregionen legen sollen. Es ist ein schwieriges Geschäft, an das Eigentum heranzukommen. Und das ist notwendig, wenn man am Wasserstand etwas drehen und klimabezogen etwas erreichen will. In den Mooren sind die Eigentumsflächen oft in kleine, 2.000 Quadratmeter große Handtücher unterteilt. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg ging es um Torfstich-Rechte zur Brennstoffgewinnung. Heute ist es oft schwierig, die Eigentumsverhältnisse zu klären. Teilweise wissen die Leute nicht, was wem gehört, weil es schon ein-, zweimal vererbt worden ist. Nachfahren in Amerika wissen nicht, dass die Vorfahren hier im Grundbuch stehen, weil das Eigentum im Erbfall nicht umgeschrieben wurde. Das erleben wir, wenn wir versuchen, an Flächen heranzukommen.

Um solche Flächen hätte man sich früher kümmern und das Problem politisch thema­tisieren müssen. Man hätte für solche Flächen nach der Bekanntmachung und der Möglichkeit eines Widerspruchs eine Duldungspflicht für Wasserstandsanhebungen verordnen können. Das Eigentum kann bleiben, aber wenn sich keiner auf die Bekannt­machung hin meldet und etwas dagegen sagt, dann wird vernässt. Wenn man die Dimension der Moore betrachtet und ihr Potenzial, durch Vernässung eine CO2-Freisetzung zu verhindern, hätte man diesen Prozess viel früher anschieben müssen. Die Moore in einen intakten Zustand zu versetzen, in dem sie CO2 binden, ist dann Schritt zwei.

Wie sieht für Dich erfolgreicher Naturschutz verbunden mit Klimaschutz in Zukunft aus und wo siehst du die Grenzen des Zusammenwirkens von Natur und Klimaschutz?

Neben den Mooren ist gerade das Grasland für die CO2-Fixierung bedeutend. Anita Idel hat zu dem Thema das Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller“ geschrieben. Die oft behauptete Aussage, dass die Kuh ein Klimakiller ist, stimmt nur für die Milchkuh, die im Stall steht und vom Acker gefüttert wird. Bei der extensiv gehaltenen Kuh ist das Gegenteil der Fall, weil die Humusbildung unter Grünland viel schneller funktioniert als in einem intakten Moor oder in einem Wald. Wald fixiert CO2 nur, solange er Zuwachs hat. Im Endstadium eines Naturwaldes oder im Urwald besteht ein Gleichgewichtssystem, das genauso viel CO2 freisetzt wie bindet.

Das Moor mit vielleicht zehn Metern Torf fixiert das CO2 dauerhaft. Aber gerade das Potenzial der Grassysteme müssen wir im Zusammenhang mit dem Klimaschutz stärker in den Fokus nehmen. Unter Rinderbeweidung wächst das Gras und wird am nächsten Tag wieder abgefressen. Das stimuliert das Wachstum der Feinwurzeln und über die Zersetzung der Feinwurzeln und die Abgabe von Exsudaten aus den Feinwurzeln eine starke Humusbildung unter Gras. Forschungsergebnisse belegen, dass wir sehr viel CO2-Bindung unter beweidetem Grünland haben. Ein Großteil der Böden, die heute die Kornkammern der Welt sind, sind durch Beweidung entstanden. Das betrifft die Ukraine oder den Nordwesten der Vereinigten Staaten. Jahrtausendelange Bisonbeweidung hat in Amerika neun Meter hohe Humushorizonte aufgebaut, deren gebundenes CO2 mit der heutigen Bewirtschaftung wieder in die Atmosphäre wandert.

Und im Zusammenhang mit dem Flächenkonflikt durch die Photovoltaik bin ich mit folgender Idee unterwegs: Lasst uns für Agri-PV, also für Doppelnutzungssysteme, die Photovoltaik-Anlagen gleich ein bisschen höher ständern. Dann könnte man darunter weiterhin Nahrungsmittel produzieren, zum Beispiel durch extensive Beweidung wie in den großen Weidelandschaften. Es sollten keine hochwertigen Naturschutzflächen mit Photovoltaik-Anlagen überdacht werden, sondern sandige Ackerflächen, auf denen nicht nur Naturschutz erfolgen kann, sondern Photovoltaik-Anlagen mit Beweidungssystemen verbunden werden können. Das Ganze wäre ein Gewinn für Klimaschutz, Energiewende und Naturschutz und weil auf den Flächen nach wie vor Fleisch produziert wird, bleibt eine Einkommensperspektive für die Landwirtschaft.

Konkret sind wir in der Planung für zwei solche Anlagen. Damit kämen wir deutlich von dem Flächendruck weg. Darüber hinaus lässt sich das mit Biogasanlagen kombinieren. Strom kann heute schon in Form von grünem Wasserstoff gespeichert werden. Den Strom, den die Energie-Weidelandschaften (AgriPV mit Naturschutzbeweidung darunter) erzeugen, könnten wir dort ebenso speichern. Das wird sicherlich noch technisch optimiert werden müssen, aber dann hätten wir eine langfristige Speichermöglichkeit für den Wasserstoff an diesen Biogasanlagen.

Auf einem Hektar Freiflächenphotovoltaikanlage produziere ich genauso viel Energie wie auf 40 Hektar Mais über eine Biogasanlage, das ist also ein Faktor 40. Wir verlieren also keine Fläche an den Naturschutz und an die Freiflächen-Photovoltaik, sondern wir sparen: Wir benötigen keine Pflanzen mehr für die Energiegewinnung über die Biogasanlage und gewinnen damit Anbaufläche für nachhaltige Lebensmittelproduktion oder Fläche für den Naturschutz, Klimaschutz oder eine nachhaltige Bauentwicklung. Wenn wir die Dinge schlau kombinieren, bekommen wir Fläche frei und entschärfen das Thema Flächen­konkurrenz. In Schleswig-Holstein steht auf 90.000 Hektar Mais für Biogasanlagen. Wir bräuchten davon maximal ein Zehntel oder noch weniger, wenn wir die Energie über Flächen-Photovoltaik erzeugen, immer vorausgesetzt, wir können die Energie speichern, um über den Winter zu kommen, und da sehe ich die Aufgabe der Biogasanlagen. So würden wir landesweit 80.000 Hektar Fläche frei bekommen. Wir müssen uns bewegen, wenn wir die Probleme, die wir als Menschheit haben, lösen wollen. Deutschland sollte hier eine Vorbildfunktion einnehmen und andere motivieren. Wer, wenn nicht wir?

Die Auswirkungen auf das Landschaftsbild sind durch diese letztlich nur 1,20 Meter höheren Anlagen recht unspektakulär. Man kann sie auch großflächig eingrünen, einen Knick außerhalb des Zaunes an den Rand setzen, sodass man den Ertrag nicht durch Beschattung mindert. Solche Flächen wären auch für die Haltung alter Haustierrassen gut geeignet. Damit gewinnen sie an Attraktivität und Akzeptanz in der Bevölkerung.

Welche Ziele und Herangehensweisen hältst du in diesem Zusammenhang für realistisch?

Wir brauchen eine stärkere Kommunikation der positiven Effekte von Beweidung auf Klimaschutz und Naturschutz und insbesondere durch die Kombination der Beweidung mit höher geständerten Photovoltaik-Anlagen. Das hätte natürlich auch negative Auswirkungen. Ein Kiebitz wird vermutlich nicht unter einer Photovoltaik-Anlage brüten und auch die Feldlerche nicht. Solche Anlagen sollten auch nicht auf hochwertigen Naturschutzflächen gebaut werden, sondern auf landwirtschaftlichen Grenzertrags­standorten. Mais auf Sand ist kein Grenzertragsstandort, aber es sind arme Böden mit vielleicht 20 Bodenpunkten, die nur durch entsprechende Kunstdünger oder Gülle­wirtschaft hochwertig gemacht worden sind. Das sind geeignete Flächen, um die Mehrfachnutzungen zu etablieren. Wir hätten dann eine klimapositive Nutzung durch entstehende Graslandflächen, eine positive Schattenwirkung bei immer trockener werdenden Sommern, die das Wachstum begünstigt. Und wir hätten Energieproduktion. Auf europäischer Ebene ist als Ziel 30 Prozent Vorrangflächen für den Naturschutz definiert. Wir brauchen die Flächen auch für die Solarenergiegewinnung. Wo soll die Fläche herkommen? Sie ist nicht vermehrbar. Deshalb müssen wir mehrere Nutzungen auf ein und derselben Fläche schlau miteinander kombinieren. Und es ist absolut kontraproduktiv, wenn Landwirtschaft und Naturschutz wieder verstärkt um Flächen konkurrieren und gegeneinander arbeiten. Wir müssen gemeinsame Wege finden. Kommunikation und Kooperation sind dabei Riesenthemen.

Ich bin grundsätzlich ein großer Freund von Kooperation mit anderen Betrieben. Derzeit plane ich zusammen mit einem Biogasanlagenbetreiber ein Projekt für eine Photovoltaik-Anlage auf 27 Hektar Fläche, wo aktuell nur Mais für die Biogasanlage steht. Es soll dort eine hochgeständerte Photovoltaik-Anlage mit Beweidung der Fläche entstehen. Natürlich kostet eine höhergeständerte Anlage ein bisschen mehr, aber bezogen auf die Gesamt­investitionen sind es nur fünf Prozent, eine einmalige Mehrinvestition, die sich maximal und vielfach in der Zukunft für die uns nachfolgenden Generationen auszahlen wird. Wir müssen schnell mit den ersten Modellprojekten vorankommen, um zeigen zu können, dass das funktionieren kann. Ich bin nach wie vor ein Optimist. Es gab schon viele Klippen zu umschiffen.

Welche Fehler dürfen auf keinen Fall gemacht werden?

Es wäre ein Fehler, Flächen mit Photovoltaik-Anlagen in herkömmlicher Bauweise zuzupflastern, denn die ständert man im Nachhinein nicht mehr höher auf. Auch bei den Grünen verstärkt sich die politische Forderung, Photovoltaik-Anlagen zu privilegieren. Das ist kein zentrales Naturschutzthema, aber es geht um Flächenverbrauch. Mit der Privile­gierung würden die Gemeinden ihre Planungshoheit verlieren. Das erleben wir jetzt durch die Erweiterung auf 200 Meter rechts und links entlang der Autobahnen und der doppel­gleisigen Bahnstrecken, wo jetzt privilegiert gebaut werden darf. Ich brauche dafür nur eine Übereinkunft mit dem Flächeneigentümer und dem Investor. Dann stelle ich einen Bauantrag und wenn es gut läuft, kann ich zwei Monate später anfangen zu bauen. Das ist maximale Beschleunigung der Energiewende. Ich halte es für einen Riesenfehler, wenn man das jetzt für die gesamte Fläche freigeben würde. Bei der Windkraft haben wir anfänglich ohne jegliche Planungsprozesse einfach überall gebaut und auch durch den nachwachsenden Rohstoffbonus für die Biogasgewinnung ist sehr viel Fläche in Anspruch genommen worden. Diesen Fehler sollten wir jetzt nicht zum dritten Mal machen. Sinnvoller wäre, solche höhergeständerten Anlagen, die die unterschiedlichen Teilaspekte inklusive Beweidung bedienen, zu privilegieren, was natürlich politisch schwierig durchzusetzen ist. Dazu bin ich tatsächlich auch persönlich mit Robert Habeck im Gespräch, der ja bei mir um die Ecke wohnt. Er kennt meine Ideen. Wir reden darüber, wie das große politische Rad gedreht werden kann.

Willfried Janßen hat im Zusammenhang mit dem Nationalpark Wattenmeer so schön formuliert: Die Akzeptanz des Nationalparks Wattenmeer steigt mit dem Quadrat der Entfernung. Das ist heute bei vielen Themen ähnlich. Wir müssen unser Handeln von der Zukunft aus überdenken. Was hinterlassen wir den nachfolgenden Generationen? Je weiter man die Lösung der Probleme in die Zukunft verschiebt, umso dramatischer werden die Folgen für die nachfolgenden Generationen sein und es wird immer teurer. Wir müssen uns das jetzt leisten. Für die zukünftigen Generationen würden die Kosten noch um Potenzen höher. Es deutet sich an, dass die Energieproduktion durch Windkraft, die bei uns am lukrativsten ist, schließlich billiger wird verglichen mit allen anderen Produk­tionsformen. Atomkraft ist für mich ein No-Go aufgrund des ganzen verstrahlten Materials, das wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen. Sicherlich werden zu unseren Lebzeiten die Fässer nicht durchrosten, aber irgendwann ist es soweit. Wir müssen zu anderen Lösungen kommen.

Und zum Wasserstand in den Niederungsgebieten: Die Niederungsgebiete im Kreisgebiet werden immer nasser und es muss immer stärker gepumpt werden. Die Ursache liegt nicht in einem steigenden Wasserstand, sondern die Böden sacken immer weiter ab, weil sich ihre organischen Bestandteile im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflösen und die Atmosphäre mit sehr viel zusätzlichen Klimagasen belasten. Um den Abfluss zu gewährleisten, muss immer tiefer gegraben werden. Gleichzeitig steigt der Meeresspiegel. Es funktioniert nur, indem man immer mehr Wasser trotz extrem steigender Energiekosten in die Meere pumpt, was irgendwann technisch und kostenmäßig nicht mehr funktionieren wird. Auch hier müssen wir zu anderen Strategien und Konzepten kommen, ein „weiter so“ wird es langfristig nicht geben. Wir müssen Alternativen für die Landwirtschaft finden, dass die dort Tätigen ihre Existenz nicht verlieren – das muss zeitnah in der Zukunft ein zentrales Thema der Politik und der Gesellschaft werden.