Stiftung Naturschutz

„Die Trauben nicht zu hoch hängen“

Interview mit Matthias Reimers am 15.05.2023 in Hemmingstedt

Vita

Matthias Reimers ist seit 2005 Geschäftsführer des Deich- und Hauptsielverbandes Dithmarschen (DHSV). Seit Tag eins an nah am Deich – geboren 1971 in Wesselburen und aufgewachsen ist Reimers im Wesselburenerkoog. Nach dem Abitur absolvierte er seinen Zivildienst in Büsum bei der Schutzstation Wattenmeer. Fürs Bauingenieurstudium mit Schwerpunkt / Vertiefung Wasserwesen ging es für ihn nach Hannover. Anschließend arbeitete er in zwei Ingenieurbüros.

 

Wann haben Sie begonnen, sich für den Naturschutz zu engagieren? Was oder wer hat Sie beeinflusst? Wann war das?

Anfang der 1980er-Jahre kam die erste grüne Bewegung auf. Damals bewirtschafteten meine Eltern einen landwirtschaftlichen Betrieb im Wesselburenerkoog. Durch die Nähe zur Nordsee und die Jagd wurde ich sehr früh für den Naturschutz sensibilisiert. Bereits Mitte der 1980er-Jahre legten wir auf dem elterlichen Hof die ersten Biotope an. Auf Empfehlung kam ich auf die Idee, meinen Zivildienst bei der Schutzstation Wattenmeer abzuleisten. Während dieser Zeit habe ich wertvolle Einblicke bekommen. Ich habe gemerkt, dass naturverbundene, aber eher konservative Jäger und die Schutzstation Wattenmeer als Verein, der sich seit den 1960er-Jahren für den Wattenmeerschutz einsetzt, im Wesentlichen das Gleiche für die Natur wollen. Nur hatten beide Parteien verschiedene Themen und unterschiedliche Herangehensweisen.

Seit den 1980er-Jahren waren Küstenschutz und Naturschutz ein Brennpunkt-Thema und haben mich immer interessiert, weil ich direkt am Deich wohnte. Aus diesem Grund habe ich für mein Bauingenieurstudium den Standort Hannover gewählt, der für seinen guten Ruf in den Vertiefungsrichtungen des Wasserwesens bekannt ist. Danach habe ich in klassischen Ingenieurbüros im Tief- und Hochbau sowie der Wasserwirtschaft gearbeitet und hatte während dieser Zeit weniger Berührungspunkte mit dem Naturschutz. Dann lag plötzlich ein Projekt für den DHSV auf meinem Schreibtisch im Ingenieurbüro. Wir haben damals das Neufelder Fleet bearbeitet, das in meiner anschließenden Zeit als Geschäftsführer des Deich- und Hauptsielverbandes Dithmarschen weiter ausgeweitet wurde.

Wo, wann und in welcher Funktion haben Sie sich eingesetzt? In welchen Gebieten, auf welchen Flächen, in welchen Einrichtungen, ehrenamtlich oder hauptamtlich? Was waren die Aufgaben Ihrer Wirkungsstätten. Was haben Sie dort konkret gemacht?

Durch die Jagd engagiere ich mich ehrenamtlich für den Naturschutz, auch wenn ich mich nicht zu den aktivsten Jägern in meinem Umfeld zähle. Während meiner Tätigkeit bei der Schutzstation habe ich hauptamtlich Zivildienst geleistet. Ich habe unter anderem an den Wattkartierungen mitgearbeitet und hauptsächlich Öffentlichkeitsarbeit betrieben.

Ich bin natürlich hauptamtlich Geschäftsführer des DHSV, aber an der einen oder anderen Stelle vermischen sich hier Haupt- und Ehrenamt.

Mein Augenmerk liegt auch auf den ökologischen Belangen in der Wasserwirtschaft.

Der DHSV bewirtschaftet sehr viele küstennahe Eigentumsflächen, die in puncto Naturschutz sehr sensibel sind. Dementsprechend müssen die Bewirtschaftungsformen auf diese Anforderungen abgestimmt sein.

Beim Ausbau großer Vorfluter, wie dem des Neufelder Fleetes, braucht es gewässerökologisch angepasste Maßnahmen: Durch Abflachungen an Vorflutern verschaffen wir dem Wasser mehr Raum und optimieren gleichzeitig die Lebensbedingungen für die aquatischen Bewohner. Das Neufelder Fleet ist gleichzeitig Nahrungshabitat für die Lachseeschwalben. Die Kolonie im Neufelder Vorland gilt als besonders schützenswert. Die Bruten werden in Dithmarschen federführend durch das Bündnis Naturschutz, das seinen Sitz bei uns im DHSV-Gebäude hat, überwacht.

Auf diese Art und Weise konnten wir in den letzten 15 Jahren diverse Maßnahmen an Vorflutern umsetzen: Kilometerlange Abflachungsmaßnahmen ebenso, wie Abflachungen in der Fläche. Abflachungen schaffen aus wasserwirtschaftlicher Sicht Überflutungsraum. Mit dem Resultat, dass wir an den betroffenen Stellen besser vor Überflutungen gewappnet sind. Interessant für den Naturschutz war, dass diese Flächen anschließend extensiv beweidet wurden. Die Lebensräume sind sehr feucht, da sie nah am Normal-Wasserspiegel sind. Trotz intensiver Landbewirtschaftung auf den umliegenden Flächen konnten wir dort z.B. klassischen Wiesenvogelschutz umsetzen.

Welche Programme, Richtlinien, Einrichtungen, Institutionen etc. haben Ihre Arbeit beeinflusst, und wie beurteilen Sie deren Wirkung?

In erster Linie beeinflussen die zahlreichen Kreis- und Landesbehörden, mit denen wir tagtäglich zu tun haben, unsere Verbandsarbeit. Maßgeblich sind dabei der Kreis Dithmarschen, die Wasserbehörde und der Fachdienst Naturschutz. Wir arbeiten eng mit dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Naturschutz (LKN) zusammen, in dessen Zuständigkeitsbereich im Küstenbereich der Übergang zur Nordsee fällt. Wenn es im Rahmen der Flurbereinigung um die Umgestaltung von Gewässern geht, arbeiten wir mit den Landesbehörden, früher Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), jetzt Landesamt für Umwelt (LfU) und Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung (LLNL) zusammen. Ein weiterer Partner ist das MEKUN.

Wir sind eng mit den Wasser- und Bodenverbänden, sowohl mit dem Landesverband als auch mit dem Bundesverband verzahnt. Hier in der Region haben wir viel mit den örtlichen Naturschutzverbänden und mit der Landwirtschaft zu tun, sowohl über die Landwirtschaftskammer als auch über den Bauernverband. Weiterhin sind wir in einem engen Schulterschluss mit den Kommunen, wenn es gilt ein Bauvorhaben umzusetzen. Es ist für uns maßgeblich, den Kreis mit allen Beteiligten schließen zu können. Dazu gehört in Naturschutzbelangen selbstredend auch die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Welche Ziele waren Ihnen bei Ihrer Arbeit für den Naturschutz wichtig? Haben sich die Ziele im Laufe der Zeit verändert?

Eine Anpassung der Ziele gab es immer, weil sich unser Bereich stetig weiterentwickelt.

Seit circa 30 Jahren bieten wir Ausgleichsflächen aus unseren Eigentumsflächen an.

War in früheren Zeiten die Sukzession, also die natürliche Verbuschung, das Ziel, werden heute angepasste, zumeist extensive Bewirtschaftungsformen bevorzugt. Neue Erkenntnisse müssen in die Umsetzung von Maßnahmen einfließen. Dadurch wird die Planung ständig komplexer und auch die Umsetzung eine größere Herausforderung. Neben naturschutzfachlichen Forderungen müssen sozioökonomische und klimatologische Fragen miteingebunden werden.

Entscheidungen werden immer anspruchsvoller und für Außenstehende weniger verständlich. Vielfach fehlt dann die notwendige Zustimmung für die Umsetzung. Dann heißt es abwarten und die eigene Sichtweise hinterfragen. Passt das alles noch in die Praxis? Kann der Mensch eigentlich überhaupt noch etwas damit anfangen? Dadurch wird man immer gut geerdet und „verheddert“ sich nicht in eingefahrenen Gedankenstrukturen.

An dieser Stelle ein Beispiel aus der Praxis: Wir können heute noch nicht sagen, wie die Landschaft in 30, 40 Jahren aussehen wird. Die Arbeitsgruppe Niederungen 2050, an die sich die Niederungsstrategie 2100 anschließt, ist für uns aus wasserwirtschaftlicher Sicht ein Finanzierungsinstrument. Dafür gilt es jetzt, die richtige Struktur aufzubauen und den Förderrahmen zu lenken. Dabei müssen alle mit eingebunden werden. Das ist kein Zehnjahresjob. Damit werden wir mehrere Jahrzehnte beschäftigt sein und in dieser Zeit viel Neues dazulernen müssen.

In der Niederungsstrategie 2100 müssen wir unsere wasserwirtschaftliche Infrastruktur fit für die zukünftigen Ansprüche machen; sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Durch den steigenden Wasserbedarf insbesondere im Frühjahr, müssen wir uns jetzt mit Themen befassen, die wir an der Westküste Schleswig-Holsteins so bisher nicht kannten. Wir müssen jetzt eine angepasste Form finden, um die Einzugsgebiete so zu bewirtschaften, dass wir den bestehenden Wünschen und Forderungen gerecht werden. Gleichzeitig müssen wir den Landschaftswasserhaushalt optimieren und natürlich auch klimarelevante Begleiterscheinungen wie das Setzen der Moore eindämmen. Das ist Regionalplanung, die sowohl die ökologischen Erfordernisse als auch den ländlichen Raum mit seinen Bewohnern sehen muss und Alternativen bei der Nutzung anbieten muss. Wir müssen uns die Frage stellen, wie man in den Bereichen, die extrem nass gehalten werden müssen, noch optimal wirtschaften kann. Fakt ist, wir werden mit Kompromissen leben müssen. Denn der wasserwirtschaftliche Aufwand wird an der einen oder anderen Stelle sicherlich viel zu aufwendig sein, um überall das Maximalziel des Wasserstandes zu erreichen.

Was würden Sie als Ihren größten Erfolg in Sachen Naturschutz bezeichnen und warum?

Ich sehe eher den Erfolg des Verbandes und nicht meinen persönlichen, weil alles, was wir tun, eine Teamleistung ist. Während meiner Dienstzeit waren insbesondere die wasserwirtschaftlichen Renaturierungsmaßnahmen, die wir mitten in der intensiven Kulturlandschaft geschaffen haben, aus ökologischer Sicht ein Erfolg. Ich habe die Kilometer unserer abgeflachten Vorfluter nicht gezählt, aber wir sind heute schon im dreistelligen Bereich.

Aus heutiger Sicht ist vor allem die Niederungsstrategie 2100 wichtig. Hier werden allerdings nicht rein ökologische Herausforderungen betrachtet, sondern auch jene aus der wasserwirtschaftlichen Sicht. Wenn es um das Thema Ökologie geht, spielt dort unser Hauptjob – der Hochwasserschutz – eine entscheidende Rolle. Wir schaffen mit unserer Arbeit auch Grundlagen für die kommunale Infrastruktur und Wohnbebauung. Der DHSV hat ein breites Spektrum, auch in der Arbeitsgruppe Niederungen 2050. Diese war mit allen Disziplinen genauso aufgestellt wie die Niederungsstrategie, die vom Land bearbeitet wird. Es ging darum, aus wasserwirtschaftlicher Sicht auf die Themen aufmerksam zu machen, die in Zukunft maßgeblich durch den Klimawandel auf uns zukommen werden.

Wann ist Ihnen der Begriff Klimaschutz zum ersten Mal begegnet?

Das erste Mal bin ich mit dem Begriff „Klimaschutz“ während meines Studiums in Berührung gekommen. Ich habe dort fünf Jahre am Institut für Stadthydrologie in Hannover gearbeitet. Dort haben wir das Thema dezentrale Regenwasserversickerung im städtischen Bereich aktiv vorangetrieben. Ziel war es, das Wasser nicht sofort komplett abzuleiten, sondern zum Beispiel in Hinterhöfe zu lenken, um es dort versickern zu lassen. Dadurch wurde vermehrt Bewuchs in den Städten zugelassen, um im Sommer ein kühleres Stadtklima zu schaffen. Wir haben damals schon intensiv mit der Stadtplanung zusammengearbeitet, um diese Bereiche zu städtischen Naturräumen zu entwickeln. Klima und sich aufheizende Städte waren schon in den 1990er-Jahren ein Thema, wenn auch ein Randthema.

Haben Sie Klimaschutzaspekte bei ihrer Naturschutzarbeit aktiv miteinbezogen? Wo und wann ist Ihnen das mit welchen Maßnahmen gelungen?

Das Parade-Klimaschutz-Thema sind für uns die Moore. Das wird auch im Abschlussbericht für die Arbeitsgruppe Niederungen 2050 deutlich, den wir 2014 übergeben haben. Schon vor dieser Zeit waren wir in den Moorbereichen aktiv: Im Miele- und Windberger Niederungsbereich entwässern wir in die Nordsee über den Speicherkoog tideabhängig ohne Pumpen. Wenn dort entwässert wird und sich die Moorböden setzen, bekommen wir Probleme. Mit steigendem Meeresspiegel, wird die Entwässerung problematischer. Mit diesem Thema sind wir in unsere Gremien gegangen. Das war für mich der Anschubser, den Mitgliedern zu erklären, dass trockener Moorboden durch CO2-Ausgasung mineralisiert und welche Konsequenzen das für uns hat. Ich konnte begreiflich machen, dass es nicht besser wird, sondern anspruchsvoller.

2016 haben wir zusammen mit dem Bündnis Naturschutz am Moor-Klimaschutz-Programm vom Greifswald Moor Centrum in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) mitgemacht. An dem Programm haben sich fünf Bundesländer mit jeweils einem Projekt beteiligt. Durch den Austausch konnten wir unsere Kenntnisse zum Thema Moorklimaschutz vertiefen.

Haben sich im Nachhinein Maßnahmen, die andere Ziele verfolgten, Ihrer Meinung nach als klimarelevant erwiesen?

Die Extensivierungsmaßnahmen mit Vernässung von Flächen, die im Eider-Vorland durchgeführt worden sind, waren sicherlich klimaschutzrelevant. Wir haben auch Moorrenaturierungen mit Vernässungsmaßnahmen als Wiesenvogelschutz-Maßnahmen umgesetzt, die heute positiv klimawirksam sind. Dort sind vielleicht nicht die optimalen Wasserstände und die optimale Bewirtschaftung erreicht, mit der gar keine Ausgasung mehr stattfindet, aber die CO2-Ausgasung wurde um einiges vermindert.

In welchen Bereichen ist die Integration von Naturschutz und Klimaschutz am besten gelungen? Was waren die entscheidenden Faktoren?

Ein Beispiel für das Zusammenspiel von Natur- und Klimaschutz ist unsere Zusammenarbeit mit dem Bündnis Naturschutz, das die Managementpläne für die Natura 2000-Gebieten aufgestellt hat. Darüber hinaus hat das Bündnis Naturschutz viele Drittmittelprojekte, mit denen Artenschutzmaßnahmen bzw. Artenhilfsprojekte umgesetzt werden. Parallel bietet das Bündnis landwirtschaftliche Beratung an und setzt in den Natura 2000-Gebieten und den Gebieten nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) die Pflegemaßnahmen um. Durch das Klimathema hat sich unsere Zusammenarbeit auch in Naturschutzthemen intensiviert.

In welchen Bereichen hat das Einbeziehen der Klimaschutzaspekte gar nicht funktioniert? Woran lag das? Am fehlenden Wissen/Bewusstsein, an Sachzwängen oder an handelnden Personen?

Ein Beispiel ist ein angedachtes Pilotprojekt mit einem Landwirt, das jetzt schon seit mindestens vier Jahren laufen könnte, aber zunächst an der Fördermittel-Schädlichkeit beziehungsweise den Beihilfe-Aufwendungen scheiterte. Darüber sind wir als Verband wirklich sehr unglücklich, weil der Landwirt großes Vertrauen in uns gesetzt hat. Und es ist für den ganzen Raum nicht gut, wenn so etwas passiert. Als Verband sind wir sehr darauf bedacht, dass das, was wir an Maßnahmen anbieten, auch umgesetzt werden kann.

Gibt es, wenn Sie auf einzelne Projekte zurückblicken, Dinge, die Sie heute in Bezug auf den Klimaaspekt anders machen würden?

Bei allen wasserwirtschaftlichen Maßnahmen, die wir durchgeführt haben, kann ich nicht sagen, was wir hätten tun können, damit sie noch klimawirksamer wären. Beim Wiesenvogelschutz hätte man vielleicht noch genauer hinschauen müssen, wie man die Wasserstände anpasst. Aber man muss eben auch praktisch denken, um das meiste herauszuholen, auch wenn es vielleicht nicht das Optimum ist.

Wie sieht für Sie erfolgreicher Naturschutz verbunden mit Klimaschutz in Zukunft aus, und wo sehen Sie die Grenzen des Zusammenwirkens von Natur und Klimaschutz?

Ich glaube, die Grenzen sind bei der Paludi-Bewirtschaftung. Man möchte den kompletten Klimaschutz und gleichzeitig eine Bewirtschaftung. Dadurch werden wir eine klassische Bewirtschaftung der Flächen haben, auf denen trotzdem ein ökologischer Lebensraum entsteht. Dieser entspricht jedoch nicht einem klassischen ökologischen Lebensraum, sondern einer Nutzfläche. Schlussendlich muss man sich entscheiden, was man will. Deswegen ist Paludi-Bewirtschaftung für mich nicht gleichzusetzen mit biologischem Klimaschutz. Wenn sich das in der Praxis durchsetzt und die Wertschöpfung dafür aufgebaut ist, dann wird es ein klassischer Nutzungsbereich sein und für Naturschutz im eigentlichen Sinne wird nicht viel Platz sein.

Welche Ziele und Herangehensweisen halten Sie in diesem Zusammenhang für realistisch?

Die klassischen Projekte für den Wiesenvogelschutz lassen sich gemeinsam mit dem Naturschutz umsetzen. In den Projekten findet eine Beweidung statt oder eine extensive Nutzung auf Flächen, die noch mit normalem Gerät befahrbar sind. Den Vernässungsgrad wird man noch optimieren können, indem man die Flächen mit spezialisierten Geräten bearbeitet.

Wir haben im Moor unterschiedliche Höhenlagen. Das macht es fast unmöglich, den Wasserstand überall auf zehn Zentimeter unter Geländehöhe einzustellen. Wir werden also nassere und trockenere Bereiche behalten, also auch Bereiche behalten, die sich noch setzen und ausgasen. Dort muss man abwägen, ob es wirtschaftlich vernünftig ist, Stauanlagen zu bauen. In der ersten Phase, die wir jetzt durchlaufen, werden wir wasserwirtschaftliche Optimierungen für solche Bereiche ermitteln, um anschließend über das Nutzungskonzept zu entscheiden. Fragen, die gestellt werden müssen, sind: Was passt in die Landschaft? Wie und wo kann man die Landwirtschaft mitnehmen? Wo kann man den Naturschutz miteinbeziehen?

Die Schutzziele, die heute aufgestellt sind, wird man anpassen müssen, weil die Wasserwirtschaft vielleicht nicht mehr hergeben kann, was ursprünglich gefordert war. Das wird aufwendig und anstrengend werden. Dabei ist es wichtig, die Trauben nicht zu hoch zu hängen und sich pragmatisch auf einen Weg zu einigen, um voranzukommen.

Welche Fehler dürfen auf keinen Fall gemacht werden?

Es dürfen keine zu hohen Ansprüche an die Maßnahmen gestellt werden. Damit überhebt man sich. Ziele zu stecken ist wichtig, aber man muss sich von vornherein klarmachen, wo Unsicherheiten bestehen, weil diese sonst mit Enttäuschungen einhergehen. Unsicherheiten einkalkulieren und offen für Kritik bleiben, ist wichtig. Wir müssen uns Ziele setzen, aber dann auf die Entwicklung schauen und entscheiden, was noch vernünftig ist oder wo wir nochmal eingreifen müssen.

Nur noch wenige Leute haben einen Bezug zur Landwirtschaft. Das Spannungsfeld Stadtbevölkerung und Landbevölkerung wird immer größer. Das verpflichtet uns alle, das gegenseitige Verständnis durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern.